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Brohl-Lützing
Die Gemeinde Brohl-Lützing entstand erst 1970 bei einer Gebietsreform und liegt zwischen Namedy und Bad Breisig am Eingang des geologisch hoch interessanten Brohltals. Schon die Römer bauten hier Tuff-, Basalt-, Trass- und Phonolithstein ab. Dazu kommt eine andere, nützliche Gabe der Vulkane: das Mineralwasser. Die erste urkundliche Erwähnung Brohls datiert aus dem Jahre 1252, als dem Templerhof in Niederbreisig Güter in Brohl überlassen wurden. Aber schon seit dem 11. Jahrhundert war auf der Burg Brohl ein Rittergeschlecht sesshaft. Die Burg dürfte um 1089 gegründet worden sein. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts vergab Erzbischof Balduin von Trier den Besitz an den Pfalzgrafen Rudolf, Herzog von Bayern, ihm folgte im Jahre 1353 Pfalzgraf Ruprecht der Ältere, Anfang des 15. Jahrhunderts dann die Grafen von Rheineck.
1746 wurde Brohl von der Landgemeinde Breisig getrennt und erhielt eine eigene Verwaltung.
Sehenswert ist außer der erwähnten Burg, die seit starken Umbauten im 19. Jahrhundert den Namen Augustaburg führt und die Kirche St. Lambertus im Ortsteil Lützing. Sie stammt aus dem Jahre 1271, hat aber schon ein gotisches Gewölbe. Ein Stück das Brohltal hinauf liegt die Schweppenburg. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert, verdankt ihre Volutengiebel und von welschen Hauben gekrönte Ecktürme aber unleugbar dem Barock, errichtet zwischen 1630 und 1638. Somit hat sie nichts mehr von der ehemaligen Wehrburg. Deren letzte Reste wurden 1785 niedergelegt. Nicht weit entfernt auf der Reutersley befindet sich eine eisenzeitliche Festung, auf einem Hochplateau gelegen, mit einem halbkreisförmigen, aus Steinen aufgeschütteten Graben und Wall, etwas nördlich ein weiterer, sechs Meter hoher Wall mit Graben und dahinter schließlich ein 80 Meter langer Abschlusswall zur Sicherung des Hanges. Die Anlage stammt wohl aus dem 7. bis 6. Jahrhundert vor Christus.
Über das durch sein Mineralwasser berühmte Bad Tönisstein, erreicht man das wohl berühmteste Bauwerk weit und breit, die herrliche Abtei Maria Laach. Mit dem Bau der imposanten Anlage wurde 1093 begonnen, die Fertigstellung erfolgte um 1220. Bei jedem Wetter, jedem Lichteinfall wirkt dieses Juwel der Romanik anders, immer jedoch ergreifend. Schon beim Eintritt durch das »Paradies« mit seinem Brunnen taucht man in die Welt des Mittelalters. Die Skulpturen des Samsonmeisters sind Höhepunkte der Steinmetzkunst. Der Innenraum ist, besonders zu den Gebetszeiten, spiritueller Raum weit mehr als Museum. Auch Maria Laach wurde während der Säkularisation 1802 aufgehoben, aber seit 1892 wird die Abtei wieder von Benediktinern genutzt. Viel der ehemaligen Ausstattung ist abhanden gekommen, aber das tut meines Erachtens dem Raum eher gut. Das Stiftergrab im Westbau stellt Pfalzgraf Heinrich II. mit dem Modell der Kirche dar, es stammt aus dem Jahre 1270 und ist mit seiner reichen Bemalung äußerst eindrucksvoll. Kunsthistorisch interessant sind auch Elemente der Beuroner Schule der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, die sich perfekt in den Gesamteindruck fügen.
Aber Maria Laach bietet noch mehr. Einerseits die klostereigenen Betriebe wie die Gärtnerei und die Buchhandlung, aber natürlich vor allem den Laacher See selbst. Man kann ihn auf Wanderwegen ganz oder teilweise umrunden, und an vielen Stellen verraten Gasbläschen, dass wir es hier mit dem Krater eines durchaus noch aktiven Vulkans zu tun haben. Experten gehen davon aus, dass er wieder ausbrechen wird, beruhigend sind aber die Zeiträume: irgendwann in den nächsten 10–20.000 Jahren.
Das ganze Gebiet umfasst heute der Vulkanpark Brohltal/Laacher See. Museen, Lehrpfade, Krater und Maare wollen erwandert und betrachtet werden. Dabei hilft seit 25 Jahren der »Vulkan-Express«, eine nostalgische Schmalspur-Eisenbahn mit offenen und geschlossenen historische Abteilen und teilweisem Dampfbetrieb. Er fährt im bequemen Takt von Brohl nach Engeln. Interessante Ziele unterwegs: Burgbrohl, es bietet einen schönen Bahnhof am Ortseingang und die Kaiserhalle von 1896 – eine Kuppel aus Beton auf Bruchstein von 20 Metern Durchmesser und 10 Metern Höhe. Nicht weit, bei Buchholz, die Propsteikirche St. Servatius, romanisch und barock. Schön sichtbar hinter Niederzissen die Burgruine Olbrück über dem Ort Hain, nach umfangreicher Restaurierung wieder zugänglich. Eine Führung mit Licht und Ton versetzt die Besucher in die Welt des Mittelalters, dazu gibt es Märkte und Feste. Unbedingt anschauen. In Engeln beginnt die Geopfad-Route Oberes Brohltal, gegenüber des Bahnhofes befindet sich der Geogarten des Vulkanparkes. Falls man sich sportlich betätigen möchte, kann man ab Engeln mit dem Fahrrad die »Ahr-Radtour« nutzen und so zurück nach Brohl-Lützing gelangen. Spazierwege gibt es reichlich, auch vier Rundwanderwege zur Erschließung der wunderschönen Landschaft.
(Textfassung aus »Der romantische Rhein« von Thomas Krämer, ©Rhein-Mosel-Verlag)