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Bad Honnef
Nunmehr sind wir in Nordrhein-Westfalen angelangt. Nachdem Bad Honnef von Alexander von Humboldt als das »rheinische Nizza« bezeichnet wurde, drang der Ruf der Stadt über Deutschlands Genzen hinaus. Die zahlreichen Villenbauten des 19. Jahrhunderts sprechen eine deutliche Sprache. Aber auch viele Lungenkranke suchten im geschützten Honnefer Klima Heilung oder zumindestens Linderung ihrer Krankheit.
Woher der Name Honnef nun eigentlich stammt, ist strittig. Auch die historisch verbürgten Schreibweisen wechseln munter: im 8. Jahrhundert Honffe, 922 Hunapha, 1102 Hunephum, 1173 Hunepha und 1283 Hunippe. Sei’s drum, um 800 wird Honnef erstmals erwähnt. Der Ursprung waren verstreute fränkische Siedlungen und Gehöfte, ab dem 10. Jahrhundert im Verbund und unter dem Schutz der Löwenburg. Ab 1484 gehörte Honnef bis Ende des 18. Jahrhunderts zum Herzogtum Jülich-Berg. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden Blei-, Zink- und Kupfererze gefördert. 1815 kam Honnef zu Preußen und erhielt 1862 die Stadtrechte. Karl Simrock (1802–1876) wohnte und schrieb in Menzenberg in seinem Haus Parzival, und auch er empfing illustre Gäste.
Praktischerweise hatte er einen eigenen Weinberg, wo der Rotwein »Eckenblut« angebaut und, natürlich, auch getrunken wurde. Wie schon erwähnt führt heute ein gut ausgeschilderter Wanderweg von seinem Haus zum Freiligrath-Haus in Unkel.
Mit der Entdeckung der »Drachenquelle« 1897 und 1938 der Mineralquelle auf der Rheininsel Grafenwerth, (sowie 1968 der Edelhoff-Thermal-Quelle) stand der Anerkennung als Kur- und Badestadt nichts mehr im Wege. Wirksam gegen Magen-, Darm-, Leber-, Gallen-, Stoffwechsel-, Herz- und Kreislauferkrankungen, Wirbelsäulenschäden und Übergewicht. Da kommt Nizza nicht mit.
Die verstreuten Stadtteile haben diverse Sehenswürdigkeiten zu bieten. In Honnef selbst sind das die Pfarrkirche St. Johann Baptist, begonnen im 12. Jahrhundert mit einem sehenswerten Langhaus des späten 15. und Erweiterungen des frühen 20. Jahrhunderts. Der Turm verdankt seine heutige Form Ernst Friedrich Zwirner. Schöne Ausstattungsstücke des frühen 16. Jahrhunderts haben überlebt, und die Rekonstruktion der farbigen Fassung trägt zum starken Eindruck bei. Von besonderer Bedeutung ist die Skulpturengruppe des Heiligen Grabes von 1514, eng verschwistert mit der in Remagen. Das Alte Küsterhaus gleich daneben und das Gemeindehaus zählen zu den bedeutendsten erhaltenen Fachwerkbauten.
Repräsentative Gebäude des 19. und 20. Jahrhunderts, wie die Evangelische Kirche und das Kurhaus sind ebenfalls von hoher Qualität. Zahlreiche interessante Villen dieser Zeit finden sich in allen Stadtteilen.
Rhöndorf bietet ebenfalls herrliches Fachwerk und die harmonische Marienkapelle, sowie das Haus im Turm aus dem 13. Jahrhundert mit klassizistischen Umbauten von 1830. Bekanntester Einwohner aber war hier natürlich Konrad Adenauer, dessen Wohnhaus am Hang als Gedenkstätte zugänglich ist.
(Textfassung aus »Der romantische Rhein« von Thomas Krämer, ©Rhein-Mosel-Verlag)