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Wiesbaden
Schon um 50 nach Chr. wurde die zwischen Taunus und Rhein, gegenüber von Mainz, liegende Siedlung von einem römischen Geschichtsschreiber erwähnt, der über ihre heißen Quellen berichtete. Die Römer erbauten Badeanlagen, die von 370 an von Schutzmauern umgeben waren. Die zentrale Lage und die 26 heilenden Quellen förderten die rasche Entwicklung einer zivilen Siedlung und die Entstehung einer Badekultur. Sie gab dem Legionsort seinen Namen: »Aquis Mattiacis« – die Quelle der Mattiaker. »Castrum Wisibada«, so die erste urkundliche Erwähnung 829 n. Chr., avancierte zum Königshof und zur kaiserlichen Stadt. Ab dem 13. Jahrhundert zählten die Fürsten von Hessen-Nassau das Gebiet zu ihrem Besitztum und richteten im 17. Jahrhundert ihre zweite Residenz dort ein. Die Residenzverlegung auf das Schloss Wiesbaden-Biebrich fand 1744 statt. 1806 erhielt der damals schon bekannte Kurort durch die Ernennung zur herzoglichen Residenzstadt seine erste glanzvolle Zeit als "Badeort". Europäischer Adel und Persönlichkeiten wie Johann Wolfgang von Goethe und Otto von Bismarck gaben sich hier ein Stelldichein.
Die Errichtung der Anlage der heutigen Wilhelmstraße erfolgten 1810. Nach Ende der nassauischen Ära, 1866, als die Preußen die Stadt besetzten, legten Wilhelm II. und der Oberbürgermeister Carl von Ibell in Wiesbaden den Grundstein zu einer Großstadt: Regierungs- und Verwaltungsgebäude, Kurhaus und Staatstheater entstanden, das Dienstleistungsgewerbe florierte, die Verkehrsinfrastruktur wurde konsequent ausgebaut. Die Zahl der Einwohner verdoppelte sich zwischen 1880 und 1905. Villen und Häuser im Baustil der Historismus, Klassizismus und Jugendstils prägten das Stadtbild. Wiesbadens besondere Atmosphäre inspirierte viele Künstler, wie die Komponisten Johannes Brahms und Richard Wagner und auch den Expressionisten Alexej von Jawlensky.
Seit 1945 ist die ehemalige Weltkurstadt Landeshauptstadt von Hessen und gilt als internationale Kur, Kongress- und kulturelle Begegnungsstadt.
Die Residenz der Herzöge von Hessen-Nassau, Schloss Wiesbaden-Biebrich, wurde 1837 – 1841 von Herzog Wilhelm als dreistöckiger Bau mit zwei Flügeln und rundem Eckbau im bürgerlichen Louis-Philippe-Stil errichtet. Heute befindet sich der Hessische Landtag im früheren Stadtschloss, Tanz-, Speise- und Gerichtssaal sind zu besichtigen.
Sehenswert ist auch das Kurhaus, das 1808 erbaut wurde und zwei klassizistische Kolonnaden von Heinrich Zengerle enthält: die Brunnenkolonnade von 1825 und die Theaterkolonnade von 1839. 1836/1937 erfolgte der Trinkhallenan- und Theatervorbau, während Professor von Thiersch 1904 – 1907 das neue Kurhaus über den Resten des alten erbaute. Nach Kriegsbeschädigungen fand eine Renovierung statt.
Die in der Nähe gelegenen Gebäude des Hessischen Staatstheaters und des Prinzenpalais sind beide im klassizistischen Stil errichtet.
Die Heidenmauer ist Wiesbadens ältestes Bauwerk aus der Römerzeit und befindet sich neben dem Römertor. Die Mauer ist nur in Fragmenten erhalten und war Teil einer römischen Befestigung aus den Jahren 364-375 zum Schutz vor Angriffen der Germanen. Neben der Heidenmauer wurde das Römertor 1902 als Anlage mit überdachter Holzbrücke errichtet. Im Römischen Freilichtmuseum neben dem Römertor sind Kopien von in Wiesbaden gefundenen Steintafeln aus der Römerzeit ausgestellt.
Die Villa Clementine wurde 1882 im römisch-pompejanischen Stil für einen Fabrikanten und dessen Gattin Clementine erbaut. Bekannt wurde das Gebäude als Residenz der Königin Natalie von Serbien, deren Sohn Alexander im Jahr 1888 durch den legendären »serbischen Prinzenraub« gewaltsam in sein Mutterland gebracht wurde. Die Villa war Schauplatz der Verfilmung von Thomas Manns »Die Buddendrooks«. Seit 1960 kultureller Veranstaltungsort.Über den sechs ionischen Säulen des Kurhauseingangs prangt die Inschrift »Aquis mattiacis« nach dem germanischen Stamm der ehemals hier ansässigen Mattiaker. Besonders erwähnenswert ist die Wandelhalle, die römischen Thermalanlagen nachempfunden wurde, sowie der im Zweiten Weltkrieg stark zerstörte Kursaal, der heute Ball-, Konzert- und Kongreßsaal ist. Weiterhin existieren Spielbank, Kurpark und der »Muschelsaal« im Jugendstil, der als Lesesaal dient. Auf Wunsch Kaiser Wilhem’s II. baute Friedrich von Thiersch 1904 – 1907 für 6 Millionen Goldmark das heutige Kurhaus und ersetzte damit das im Jahre 1810 von Christian Zais am gleichen Platz erbaute Gesellschaftshaus. Es ist im neoklassizistischen Stil gehalten. Der mächtige ionische Portikus trägt das Wiesbadener Stadtswappen. Das Kurhaus wurde 1987 originalgetreu restauriert und mit modernster Kommunikationstechnik ausgestattet.
In der Spielbank versuchten auch der russische Dichter Fjodor Dostojewski und der Komponist Richard Wagner ihr Glück. Bereits 1771 hatte der Fürst von Nassau-Usingen eine Konzession für das Glücksspiel in Wiesbaden erteilt. Ab 1810 befand sich die Spielbank im alten Kurhaus. Nachdem ein Reichsgesetz von 1872 die Schließung der Spielbanken zu Folge hatte, konnte das Spiel erst 1949 im Foyer des Theaters wieder aufgenommen werden. Heute befindet sich die Spielbank im ehemaligen Weinsaal des Kurhauses.
Das Kurmittelhaus von 1913, auch Kaiser-Friedrich-Bad genannt, enthält eine Rheumaklinik und nutzt Thermalquellen wie beispielsweise den »Kochbrunnen«, dessen kochsalzhaltiges Wasser Heilgymanstik in Thermal-Bewegungsbecken, Massagen, Thermal-Einzelbäder, Kneippkuren, Elektro-therapie, Inhalationen, Trinkkuren oder Römisch-Irische Bäder ermöglicht.
Das Wasser der natriumchloridhaltigen Quellen ist 27° – 67° C warm. Rheuma und Bewegungsstörungen (u.a. Bandscheibenschäden) sowie Stoffwechselstörungen oder Katarrhe der Atmungsorgane können hier behandelt werden.
Der »Kochbrunnen« als berühmteste und ergiebigste der 27 Quellen befindet sich auf dem sehr sehenswerten Kranzplatz. Der Kochbrunnen wurde 1366 erstmals als »Brühborn« erwähnt. Er war im 19. Jahrhundert Zentrum der Wiesbadener Trinkkur. Die 66°C heiße Natrium-Chlorid-Therme ist die bekannteste Quelle der Stadt und liefert 346 Liter Heilwasser pro Minute.
Die evangelische Marktkirche wurde 1852-1862 von Karl Boos als neogotische dreischiffige Basilika erbaut. Der Westturm mit einer Höhe von 92 m macht sie zum höchsten Gebäude der Stadt. Die Kirche war der erste reine ziegelbau im Herzogtum Nassau. Vor der Marktkirche befindet sich »Der Schweiger« ein Denkmal für Wilhelm von Oranien (1533-1584).
Zwischen Rathaus und Schloß befindet sich der Marktbrunnen. Bereits im frühen 16. Jahrhundert nachgewiesen, wurde er im Dreißigjährigen Krieg zerstört und später erneuert. Der heute bestehende Brunnen wurde 1753 von Johannes Barger gestaltet und 1767 an seinen heutigen Standort versetzt. Der Marktbrunnen (1537) zeigt einen vergoldeten Löwen und die Wappentafel des Landesherren.
Das alte Rathaus von 1609 gilt als ältestes Profangebäude der Stadt. Seine Biedermeier-Fassade wurde im 19. Jahrhundert abgenommen, doch die Sandsteinreliefs sowie die drei Portale an der Freitreppe wirken sehr imposant. Heute befindet sich ein Standesamt darin. Das neue Rathaus an der Südseite des Schloßplatzes wurde 1884-1887 nach Plänen von Georg von Hauberrisser gebaut. Die Neo-Renaissance-Fassade wurde durch Bomben im Februar 1945 zerstört. Es wurde 1951 in schlichter Ausführung wieder aufgebaut. Im Pflaster vor dem Rathaus sieht man den Reichsadler, flankiert vom nassauischen Löwen und den Wiesbadener Lilien.
Eine Besichtigung lohnen der Reisinger-Brunnen, die Herbert-Anlagen sowie die Parkanlage »Warmer Damm« mit Thermalquellen und unterirdischen Abflüssen, ebenso die Bergkirche, Lutherkirche, englische Kirche, Ringkirche und Bonifatiuskirche. Der »Warme Damm« wurde bereits im ausgehenden Mittelalter erwähnt und 1861 als Landschaftsgarten angelegt. Die Backsteinkirche St. Augustine of Canterbury wurde 1865 in englischer Gotik für britische Kurgäste gebaut.
Im Auftrag von Kaiser Wilhelm II. wurde das heutige Hessische Staatstheater 1894 von den Wiener Architekten Fellner und Helmer gebaut. Das prunkvolle repräsentative Foyer im Rokoko-Stil wurde 1902 angefügt. Der neobarocke Theatersaal im Großen Haus umfaßt 1041 Sitzplätze, das Kleine Haus 328 und das Studio 89. Die 1839 erbaute Theater Kolonnade ist geziert von mediterranen Wandbildern und beherbergen kleine Läden.
Das Museum, das von 1912 – 1915 erbaut wurde, enthält eine »Naturwissenschaftliche Sammlung«, Gemäldegalerie und eine »Sammlung Nassauischer Altertümer«.
Das erste kulturhistorisch ausgerichtete Frauenmuseum existiert seit 1984. Es dokumentiert die Bedeutung der Frau in der Wiesbadener Stadtgeschichte, von Frauen als Kulturträgerinnen und zeigt Künstlerinnenportaits.
Den 245 m hohen »Neroberg«, den Hausberg Wiesbadens, erreicht man seit 1888 mit einer Standseilbahn. Die durch Wasserbalast betriebene Drahtseilbahn gilt als technisches Kulturdenkmal. Die Bahnstrecke ist 440 m lang, die Steigung beträgt bis zu 25%. Von oben bietet sich eine schöne Aussicht.
Das auf dem Neroberg gelegene Opelbad mit herrlichem Blick auf Wiesbaden und ins Rhein-Main-Gebiet wurde 1933/34 im Bauhausstill als Freiluftbad angelegt und nach seinem Stifter benannt. Es gilt als eines der schönsten Schwimmbäder Deutschlands.
Die Griechische/Russische Kapelle mit ihren 5 vergoldeten Zwiebelnkuppeln, wurde 1847-1855 als Grabkirche im russisch-byzantinischen Stil für die sterblichen Überreste der aus St. Petersburg stammenden Gattin Herzog Adolphs von Nassau, Großfürstin Elisabeth Michailowa und ihrem Kind geschaffen. Beide starben kurz nach der Geburt. Der Kirchenraum hat eine reiche Mamorverkleidung. Innen gibt es wertvolle Ikonen zu sehen. Der korrekte Name ist »Russische Kirche Wiesbaden«. Im 19. Jahrhundert wurden orthodoxe Kirchen als »Griechische Kirchen« bezeichnet. Die russisch-orthodoxe Gemeinde Wiesbadens hält ihren Gottesdienst bis heute dort ab.
An die römische Vergangenheit erinnern nur noch die römische Heidemauer und die Nachbildung eines Römertores. Sehenswert ist auch Wiesbadens Altstadt.
Sportliche Möglichkeiten und Schwimmbäder sind vorhanden.
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