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Urmitz
Nicht weit von Weißenthurm und gegenüber der Rheininsel »Urmitzer Werth«, liegt Urmitz.
Außer für das »weiße Gold«, Schwemmsteinen, die aus den Bimsauswürfen von vor 10 000 Jahren fabriziert werden, ist Urmitz noch für etwas anderes bekannt: Bevor Julius Caesar hier 55 vor Chr. den Rhein auf einer Brücke überquerte, befand sich an diesem Ort eine 100 Hektar große jungsteinzeitliche Befestigungsanlage, das Erdwerk.
Es handelt sich dabei um die wichtigste Wall- und Grabenanlage am Mittelrhein und das bedeutendste jungsteinzeitliche Erdwerk Mitteleuropas.
Die Festung bestand aus einem äußeren Sohlgraben mit 2250 m Länge und 25 Toren, einem inneren Wall, der in neun Meter Abstand zum äußeren verlief und 34 Tordurchlässe besaß und einem Palisadengraben, der hinter dem Innenwall stand. Zwölf der Durchbrechungen des Innengrabens nennen sich Bastionen und stellten vermutlich Haupttore dar, weil sie mit einigen Öffnungen des Palisaden- und äußeren Sohlgrabens einen Durchgang bildeten.
Die halbkreisförmige Anlage hat einen Durchmesser von 1,2 km und eine Breite von 850 m. Rückwärtig befindet sich unmittelbar der Rhein als Schutz. Auf dem von den Wällen eingegrenzten Gebiet entdeckte man alte Funde aus dem 4. bis 3. oder sogar 5. Jahrhundert vor Chr., die auf eine Siedlung hinweisen. Die Anlage wurde wahrscheinlich in vier Bauphasen errichtet. Leider ist von ihr heute infolge Bimsabbau und Überbauung nicht mehr viel übrig.
Das tatsächliche Alter der schönen Gemeinde Urmitz ist nicht genau zu bestimmen. In den Jahren 754 und 756 wurde Urmitz zum ersten Mal in Urkunden bei seinem Namen genannt. Damals hieß Urmitz noch Auromoncium und war ein Hofgut, das dem damaligen fränkischen König gehörte. 1022 verschenkte der damalige Kaiser Heinrich II. (»Der Heilige«) den Hof zu Urmitz (Hormunz) an das Domstift zu Bamberg, und weil St. Georg der Schutzpatron des Bistums zu Bamberg war, wurde das Hofgut auch »Georgenhof« genannt. In dem Jahr 1202 gründete Graf Heinrich von Sayn ein Kloster zu Sayn und stattete es u.a. auch mit einem Hof in Urmitz aus. Als Pfarrei bezeichnet wurde Urmitz erstmals im Jahre 1204. Dann im Jahre 1208 erteilte Papst Innozenz III. dem Abt Herrmann von Sayn ein Schutz- und Bestätigungsprivilegium für die Gerechtsarme und Besitzung seines Klosters.
Auch wenn in Urmitz im 30jährigen Krieg selbst keine Kampfhandlungen stattfanden, so wurde es nicht weniger schwer von den Requisitionen, Plünderungen, Erpressungen, Einquartierungen und mutwilligen Zerstörungen gelitten haben.
Im Jahre 1772 wurde die neue Kirche gebaut. 1794 wurde Urmitz mit dem Fall von Koblenz französisch. In dem Jahr 1817 wurden die beiden alten Urmitzer Glocken umgegossen. Die Menschen in Urmitz beleuchteten ihre Wohnungen mit Kerzen und Petroleumlampen bis endlich im Jahre 1915 Elektrizitätsleitungen gespannt wurden. Im April 1917 wurde mit dem Bau der »Kronprinzenbrücke«, der Urmitzer Eisenbahnbrücke begonnen und am 15. August 1918 fand die Eröffnung statt. Der Maurermeister A. Helf baute in rund 8 Wochen in Jahre 192 den Glockenturm bis zur Höhe des Dachstuhles, der von den Bürgern von Urmitz fertig gebaut wurde. Dann am 17. Dezember 1924 trafen fünf neue Glocken ein, welche am 23.Dezember. 1924 durch den Herrn Dechanten Senzig aus Rübenach geweiht wurden. Lange Jahre war der weithin sichtbare Turm ohne Helm neben dem klassischen Dachreiter für die Rheinschiffer das Wahrzeichen von Urmitz.
Dann brach der zweite Weltkrieg aus und wiederum mußten die Kirchenglocken abgeliefert werden. Urmitz bekam im Jahre 1927 erstmals Wasserleitungen. Das Abwasser floß in Jauchegruben, auch Senke genannt und diente als Dünger für Garten und Feld. Mit dem Bau der Kanalisation wurde erste 1960 begonnen. Am 9. März 1945 wurde um 7:30 Uhr die Kronprinzenbrücke von Deutschen auf den Rückzug befindlichen Truppen gesprengt – zwei Tage, nachdem die »Brücke von Remagen« von den Amerikanern eingenommen wurde. Die Wiederherstellung der zerstörten Eisenbahnbrücke wurde um Jahr 1947 aufgenommen. Wegen Unterbrechungen der Baumaßnahmen aus wirtschaftlichen Gründen zog sich der Bau in die Länge. 1948 erwarb die Kirchengemeinde von der Gemeinde Mülheim eine 17 Zentner schwere Bronzglocke. Am Heilig Abend 1948 läutete sie zum ersten Mal. Nachdem im Jahr 1951 das alte Türmchen auf der Kirche ganz erneuert worden war, wurde im Juli 1952 der neue Turm zu seiner Vollendung eingerüstet. Am 23. Mai 1954, mit Begin des Sommerfahrplanes, wurde die »neue« Eisenbahnbrücke offiziell dem Verkehr übergeben.
Interessant ist die St.-Georgs-Kirche, in der es noch viele alte Steinkreuze mit Inschriften zu sehen gibt.
Weiterhin existieren Sporthalle und nahes Gewerbegebiet.