rheinaufwärts nach Linz | rheinabwärts nach Erpel |
Remagen
Weiter entlang der Perlenkette führt uns die B 9 nach Remagen. Auch hier, mitten in der fruchtbaren, so genannten Goldenen Meile, harren zahlreiche, spektakuläre Sehenswürdigkeiten auf Besucher. Remagen umfasst heute die Ortsteile Kripp, Oberwinter, Oedingen, Rolandseck, Rolandswerth und Unkelbach.
Remagen war als »Rigomagus« ein römisches Grenzkastell, dessen Reste 1902 teilweise ausgegraben wurden. Dabei wurde auch die stellenweise noch erhaltene Kastellmauer gefunden. Darin wurde im 5. Jahrhundert die erste christliche Kirche in Remagen errichtet, Geburtsstunde der heutigen Pfarrkirche St. Peter und Paul. Diese bildet eine eigentümliche, aber durchaus reizvolle Mischung von Bauabschnitten. Der Chor stammt noch aus dem 13. Jahrhundert, der Turm aus dem 17., der Rest vorwiegend aus dem beginnenden 20., als der Architekt Caspar Pickel die Reste in eine neuromanische Form brachte. Sehenswert hier das Sakramentshaus, ein schönes Werk der Spätgotik, und in der heutigen Vorhalle (dem ehemaligen Mittelschiff) ein Heiliges Grab. Auf dem Kirchhof befindet sich seit Erstellung des Neubaus das romanische Pfarrhoftor aus dem 12. Jahrhundert mit seiner reichen Ausstattung mit Reliefs. Die nicht in allen Einzelheiten deutbaren Skulpturen bieten Gelegenheit zum Rätseln.
Auf der Höhe des Apollinarisberges wurde 1839–1842 die neugotische Apollinariskirche errichtet. Architekt war der Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner. Der Ort war ab dem 12. Jahrhundert Wallfahrtsstätte, hier stand die Martinskapelle. Der Legende nach soll 1164 das Schiff, das die aus Mailand stammenden Reliquien der Heiligen Drei Könige und des Bischofs Apollinaris nach Köln bringen sollte, bei Remagen mitten auf dem Rhein so lange stehen geblieben sein, bis dessen sterbliche Überreste in die Kapelle überführt wurden. Ursprünglich waren es mehr Reliquien, aber diese wurden 1383 geraubt und nach Düsseldorf verbracht, daher verblieb nur der Kopf des Heiligen in Remagen. Heute wird die silberne Reliquienbüste in einem Sarkophag in der Krypta der Apollinariskirche aufbewahrt und jedes Jahr zur Wallfahrtszeit Ende Juli ausgestellt. Die Innenausmalung der Kirche ist ein in Deutschland in dieser Geschlossenheit einmaliges Beispiel für die spätere Kunst der Nazarener. Die Fresken entstanden zwischen 1843 und 1857 von der Hand Müllers, Degers und Ittenbachs. Somit ist der Bau ein weiterer Kristallisationspunkt der Rheinromantik.
Weitere Sehenswürdigkeiten in Remagen sind das klassizistische Rathaus, ab 1835 als Schul- und Stadthaus erbaut, mit dem Marienbrunnen, das Römische Museum in der ehemaligen Knechtstedener Kapelle aus dem 15. Jahrhundert, (geöffnet März bis Oktober, jeweils Mittwoch bis Sonntag 15 bis 17 Uhr), und die Milchgasse mit ihren schönen alten Fachwerkhäusern und Resten der Stadtmauer. Das Caracciola-Denkmal erinnert an den hier geborenen Rennfahrer Rudolf Caracciola (1901–1959). Entlang der Rheinpromenade sollte man nicht nur dem Ausblick erliegen, auch schöne Villen aus der Anfangszeit des Rheintourismus sind zu bestaunen. In der Grabenstraße befand sich die jüdische Synagoge, 1938 geschändet und verbrannt. Auf dem Römerplatz wurde in Gedenken daran ein Mahnmal errichtet. Berühmt ist besonders die Brücke von Remagen. Die beiden Brückentürme der im Zweiten Weltkrieg letzten intakten Rheinbrücke befinden sich ein wenig flussaufwärts der Rheinpromenade. In ihnen befindet sich das Friedensmuseum, das ihre Geschichte bis zur misslungene Sprengung und der anschließenden Eroberung am 7. März 1945 durch amerikanische Truppen dokumentiert. (Geöffnet März bis Mitte November tägl. 10 bis 17 Uhr, ab Mai bis 18 Uhr). An der Straße nach Kripp erinnert die Kapelle der »Schwarzen Madonna« an das dort von April bis Juli 1945 befindliche Kriegsgefangenenlager. Die Figur der Madonna modellierte im Lager der Kriegsgefangene Adolf Wamper. Auch ein Produkt der Rheinromantik ist Schloss Marienfels. Hier konnte sich Zwirner als Architekt austoben und schuf einen wilden, aber dennoch harmonischen Stilmischmasch. Das Schloss ist in Privatbesitz und nicht zu besichtigen, leider, denn die repräsentativen Innenräume sind mit viel Geschmack und Liebe her- und eingerichtet.
Textfassung aus »Der romantische Rhein« von Thomas Krämer, © Rhein-Mosel-Verlag