rheinaufwärts nach Lahnstein | rheinabwärts nach Urbar |
Koblenz
Ad confluentes = bei den Zusammen- fließenden, nannten die Römer das Erdkastell, das sie hier an der Moselfurt der Rheinstraße Mainz-Köln-Xanten kurz nach der Zeitwende errichteten.
Der fruchtbare und verkehrsgünstige Koblenzer Raum war wohl schon seit der mittleren Steinzeit (ca. 9000 v. Chr.) kontinuierlich besiedelt, zur Römerzeit von den Treverern, die die gesamte Moselregion beherrschten.
Seit damals ist Koblenz ein für Verkehr, Wirtschaft und Politik wichtiger Platz geblieben.
In fränkischer Zeit entstand eine Königspfalz und der berühmte Erzbischof Hetti von Trier gründete im 3. Jh. das Chorherrenstift St. Kastor, in dem 842 die Abgesandten der drei Enkel Karls des Großen über die Reichsteilung verhandelten,die ein Jahr später in Verdun vollzogen wurde.
Bis 1018 war die Stadt "reichsunmittelbar", dann schenkte Kaiser Heinrich II. sie dem Trierer Kurfürsten. Zum Trierer Kurstaat gehörte sie bis 1794, seit 1690 als Residenz des Kurfürsten. Von 1794-1814 war Koblenz Hauptstadt eines französischen Departements. Ab 1815 wurde es Hauptstadt der preußischen Rheinprovinz.
1947-50 war Koblenz Sitz der Landesregierung von Rheinland-Pfalz. Im Juli 1948 fand in einem Hotel am Rittersturz bei Koblenz die Konferenz von elf Landes-Ministerpräsidenten statt, die grünes Licht für die Beratungen des parlamentarischen Rates gaben und damit die Gründung der Bundesrepublik einleiteten. Nicht alle deutschen Länder konnten damals der Bundesrepublik beitreten. An diese Tatsache erinnerte Jahrzehnte lang das Mahnmal zur deutschen Einheit an der Landzunge zwischen Rhein und Mosel, dem Deutschen Eck. Der Name kommt ursprünglich daher, daß der "Deutsche Orden", ein mittelalterlicher Ritterorden, hier sein Verwaltungsgebäude hatte, die "Komturei".
An diesem markanten Platz zwischen den beiden Flüssen wurde 1897 auf gewaltigem Sockel ein 350 Zentner schweres Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm I. errichtet, der darauf Wilhelm der Große genannt wird, eine Bezeichnung, die sich in der Geschichtsschreibung allerdings nicht durchsetzen konnte.
1945 schossen amerikanische Soldaten den Monster-Kaiser vom Sockel und seit 1953 stand darauf schlicht ein Mast, der mit einer deutschen Fahne an die verlorene Einheit erinnerte. Allerdings war es die schwarz-rot-goldene Fahne der deutschen Demokraten, nicht die schwarz-weiß-rote des Kaiserreiches. Wilhelm hätte sich im Grabe herumgedreht, hatte er doch 1848/49 die Bekämpfung der demokratischen Träger dieser Fahne mit härtester, militärischer Gewalt gefordert (und zum Teil erreicht), was ihm den Namen "Kartätschenprinz" einbrachte.
Nun ist die deutsche Einheit wieder hergestellt und auch der dicke Kaiser samt Schlachtross steht wieder auf seinem Sockel. Sehen wir sein Denkmal als Kuriosum, als
Disneyland auf Deutsch, und nicht als Verehrung des Kaisertums und jenes Wilhelmismus, die mit nationaler Überheblichkeit und Großmannssucht Deutschland ins Unglück brachten.
Das Deutsche Eck ist ein guter Ausgangspunkt für einen Spaziergang durch die geschichtsträchtige Altstadt. Als erstes gelangt man zum Deutschordenshaus, einem mittelalterlichen Verwaltungssitz (Komturei) des deutschen Ritterordens, heute Ludwig Museum mit zeitgenössischer, vorwiegend französischer Kunst.
Der stilvolle nahe Blumenhof ist Schauplatz sommerlicher Theateraufführungen und Konzerte. Die erste Kastorkirche wurde 817-836 unter Erzbischof Hetti von Trier mit Unterstützung Kaiser Ludwigs des Frommen erbaut. Hier wurden 842 die Bestimmungen über die fränkische Reichsteilung ausgehandelt, die dann in den Vertrag von Verdun aufgenommen wurden. Der Ostchor der Kirche, die von 1208 stammt, wurde 1495-99 eingewölbt. Diese Kirche, in der deutsche Geschichte gemacht wurde, ist auch nach Kriegszerstörung, Wiederaufbau und neuerlicher gründlicher Restaurierung sehenswert. Vom Deutschen Eck führt das Peter-Altmeier-Ufer, benannt nach dem langjährigen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten, Mosel-aufwärts. Das Gasthaus Deutscher Kaiser wurde Anfang des 16. Jahrhunderts von dem Schöffen und erzbischöflichen Münzmeister Konrad von Lengefeld erbaut. Die nahe Balduinsbrücke überspannt auf römischen Fundamenten die Mosel und dient heute noch dem Verkehr. Mit ihr und der alten kurtrierischen Stadtburg kurz davor, die heute das Stadtarchiv enthält, schließt die Altstadt ab.
Festung Ehrenbreitstein, welche 118 Meter über dem Rhein gelegen ist, entstand um das Jahr 1000. Die Trierer Kurfürsten bauten sie im Laufe der Jahrhunderte aus und nach der Zerstörung durch die Franzosen, ließen zwischen den Jahren 1817 und 1832 die Preußen die Festung Ehrenbreitstein wieder befestigen. Es entstand eine der stärksten Bastionen nach 1815 in Europa.
Nahe bei, am Münzplatz, befinden wir uns wieder in der Altstadt und im Bereich des römischen Kastells, das sich von hier zur Mosel hin erstreckte; das römische confluentes war eher eine "Moselstadt", Koblenz ist heute eine "Rheinstadt". Am Münzplatz steht das Haus Metternich. Im 13. Jh. befand sich hier der Hof derer von Bachem, im 15. Jh. gehörte er denen von Eltz und 1699 kam er als Lehen an die Grafen von Metternich- Winneburg-Beilstein.
Hier wurde am 15.5.1773 Clemens Wenzeslaus Lothar Fürst von Metternich geboren; die bestimmende Persönlichkeit des Wiener Kongresses und der deutsch-österreichischen und europäischen Politik bis 1848. Von 1806-1816 befand sich hier die Rechtsfalkultät der Universität Mainz. 1976/77 wurde das kriegszerstörte Haus wieder aufgebaut und dient heute u. a. als Austellungshaus für Kunst.
Am Münzplatz befindet sich auch das alte Münzmeisterhaus, das 1763 nach Plänen des kurtrierischen Baumeisters Johannes Seiz errichtet wurde. Weiter zum Rhein hin stoßen wir in der Kornfortstraße auf das Dreikönigenhaus, das 1701 von dem Ratsherrn J.W. von Hauschild erbaut wurde. Es ist das Geburtshaus des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten Emmerich Joseph von Breidbach-Bürresheim (1707-1774); seit seiner Wiederherstellung 1977 befindet sich hier die Stadtbibliothek. Durch die linksabbiegende Straße "Auf der Danne" wird von ihm das alte Krämerzunfthaus getrennt, wo sich auch die städtische Mehlwaage befand. Der älteste Bau hier war von 1582, der Neubau stammt von 1709. In der Straße "Auf der Danne" liegt auch das Pfarrhaus Liebfrauen.
Hier ist seit 586 ein fränkischer Königshof nachgewiesen. 1018 war es erzbischöfliche Residenz und später Sitz des Hofgerichts. Seit 1775 ist es Pfarrhaus. Zeitweise befand sich hier das Priesterseminar für das kurfürstliche Niederstift, also die Landesteile des Trierer Kurstaates, die am Rhein lagen.
Gegenüber liegt die Florianskirche, deren Gründung in das 10. Jh. zurückreicht, der Neubau stammt vom Anfang des 12. Jh. Sie wurde auf der römischen Kastellmauer errichtet. Heute ist sie die evangelische Kirche für die Altstadt. Zwischen ihr und Bürresheimer Hof, Altem Rathaus und Schöffenhaus liegt ein weiterer freier Platz. Der Bürresheimer Hof wurde 1659 erbaut und war seit 1714 Adelsitz derer von Breidbach -Bürresheim. Von 1851 bis zum 9.11.1938 war er die Synagoge von Koblenz; heute befinden sich hier Abteilungen der Stadtbücherei.
Das alte Kaufhaus mit dem Augenroller wurde als Kaufhaus und Geselligkeitszentrum der Kaufmannschaft in den Jahren 1419-1425 erbaut und war von 1674-1792 Rathaus. Über der Eingangspforte erblickt man das Kopfbild eines bärtigen Ritters, von den Koblenzern "der Augenroller" genannt. Unablässig geht er dieser Tätigkeit nach.
Mal nach rechts, mal nach links rollen seine furchterregenden Augen. Aber nicht nur das - alle halbe Stunde streckt er seine rote Zunge dem Betrachter heraus. Bei ihm soll es sich um den Ritter Johann Lutter von Kobern handeln. Er war kurtrierischer Vogt im nahen Waldesch hinter dem Koblenzer Stadtwald. 1536 wurde er von Bauern überwältigt und des Straßenraubes bezichtigt. Ob das der Wirklichkeit entsprach oder ob er sich politisch mit falschen Freunden verbündet hatte, ist nicht mehr zu beweisen; jedenfalls wurde er geköpft. Selbst im Angesicht des Todes soll er sich den Gaffern zugewandt und ihnen die Zunge herausgestreckt haben. Der rollende Kopf habe häßlich die Augen verdreht - so wie er es immer noch tut.
Heute beherbergt der Bau das Mittelrheinmuseum. Daneben steht das 1528-35 erbaute Schöffenhaus als Zeugnis städtischer Selbstverwaltung.
Aus der Altstadt ragen die Türme zweier ehemaliger Stiftskirchen: St. Florin aus dem 11. Jh. und Liebfrauen. Diese ist seit dem 5. Jh. nachweisbar und damit Koblenzer Urpfarrkirche. Der heutige Bau von 1180 wurde Mitte des 13. Jh. vollendet. Ein Durchlaß führt auf den Plan, einen weiteren Platz in der Altstadt. Auch hier steht ein Brunnen. Er wurde 1783-86 auf Geheiß des Trierer Kurfürsten Clemens Wenzeslaus erbaut; das Wasser wurde von Metternich hergeleitet. Etwas weiter oberhalb befinden sich an der Straßenkreuzung die sogenannten vier Türme; es handelt sich um die vier Eckhäuser besagter Kreuzung mit erkerartig vorspringenden Gebäudeteilen. Sie entstammen wohl der Zeit kurz nach 1600. Auf dem Plan selbst steht die alte Feuerwache, die 1719 als Stadtkommandantenhaus erbaut wurde und 1805-1895 als Rathaus diente. Im rechten Winkel dazu steht das Drouvensche Haus, 1779 erbaut. Es war 1792 Wohnsitz des Bischofs von Verdun, Renatus Desnois; er hatte - wie viele französische Emigranten vor der französischen Revolution in Koblenz am Hofe des Trierer Kurfürsten Zuflucht gesucht. Daneben, anstelle einer modernen Bank, stand das Geburtshaus von Henriette Sontag (geb. 3.1.1806), einer zu ihrer Zeit großen Sängerin.
Über Entenpfuhl und Jesuitengasse kommen wir zum Jesuitenplatz. Hier, wo sich heute die Stadtverwaltung befindet, stand 1250-1580 ein Zisterzienser-Nonnenkloster. Von 1580-1773 war es ein Jesuitenkolleg und später ein Gymnasium; auch heute noch sind es nur wenige Schritte bis zum Görres-Gymnasium. In der Gymnasialstraße befindet sich das Urbild eines Koblenzer Lausbuben, der Schängel - als Brunnenfigur. Nur der Ahnungslose wird sich ihm harmlos nähern - und erhält eine kräftige Dusche aus des Schängelchens Mund.
Im Stadtteil Kapellen-Stolzenfels, gegenüber der Lahnmündung auf der linken Seite des Rheins liegt das sehenswerte Schloss Stolzenfels. Es ist eine der malerischsten Rheinburgen.
Koblenz hat einen eigenartigen Charme. Die reizvolle Lage im Winkel zwischen Rhein und Mosel, über den sie auf allen Seiten hinausquillt ist auch strategisch glänzend. Daher war Koblenz immer – und ist es bis heute – Garnisonsstadt und Verwaltungssitz. Das sieht man ihr an, und auch die enormen Wunden durch die Zerstörungen im 2. Weltkrieg (85 % der Gebäude!). Aber die renovierte Altstadt hat viel Charme, und die Studierenden haben ihren Beitrag zum Flair geleistet.
Das Gebiet von Koblenz ist seit frühester Zeit besiedelt. Älteste Funde datieren aus der Zeit vor 800 000 Jahren, seitdem folgte kontinuierlich Kultur auf Kultur. Die Kelten hatten zahlreiche Siedlungen im Stadtgebiet, frührömische Siedlungsreste aus der Zeit um 20 v. Chr wurden im Bereich der heutigen Löhrstraße gefunden. Die Stadtgründung wird mit der Errichtung eines Kastells im Jahre 9 v. Chr. vermutet. Etwa 40 Jahre später erfolgte der Bau einer Rheinbrücke zwischen Koblenz und Ehrenbreitstein. Das Kastell bestand, bis es mit dem Bau des Limes seine strategische Bedeutung einbüßte. Dafür wurden in »Confluentes« nun bedeutende Villen- und Tempelanlagen erbaut und auch die Mosel mit einer Brücke überspannt.
Im 5. Jahrhundert eroberten die Franken das »Castrum Confluentis« und errichteten einen Königshof. Bei der Reichsteilung 806 durch Karl den Großen wurde Koblenz Teil von Austrasien. Im Jahre 836 erfolgte die Weihe der St.-Kastor-Kirche. 843 fiel Koblenz an Lotharingien, wurde 882 durch die Normannen zerstört und 925 Teil des ostfränkischen Reiches. 1018 schenkte Kaiser Heinrich II. den Königshof Koblenz dem Erzbischof von Trier. Um 1216 ließ sich der Deutsche Orden in Koblenz nieder. Bis 1304 versuchte Koblenz, mit einem eigenen Stadtrat seine Unabhängigkeit zu bewahren, dann musste es sich dem Erzbischof unterwerfen und wurde endgültig 1562 kurtrierische Landstadt.
1632 besetzten die Franzosen den Ehrenbreitstein auf Grund eines Vertrages mit dem Trierer Kurfürsten, kurz darauf kapitulierte auch die Stadt und erhielt eine französische Besatzung. 1636 wurde Koblenz dann wieder kaiserlich, der Ehrenbreitstein ein Jahr belagert, bis die französische Besatzung kapituliert. 1688 folgte eine Beschießung der Stadt durch französische Truppen und die weitgehende Zerstörung. 1786 bezog Kurfürst Clemens Wenzeslaus das neue Schloss am Rhein und ließ das Stadttheater bauen. Aber schon 1794 nahm die französische Revolutionsarmee Koblenz ein, der Kurfürst musste fliehen. Die Besatzung der Festung Ehrenbreitstein ergab sich erst 5 Jahre später. Durch den Frieden von Lunéville 1801 fiel Koblenz an Frankreich, 1804 verbrachte Napoleon I. hier einige Tage. Zu Neujahr 1813/14 rückten russische Truppen ein. 1815 schließlich wurde Koblenz preußisch, die Festung Ehrenbreitstein in den folgenden Jahren neu auf- und ausgebaut, die Stadt befestigt. 1819 wurde eine Schiffbrücke über den Rhein errichtet, 1858 eine Eisenbahnbrücke über die Mosel eröffnet, 1864 die über den Rhein.
Am 31. August 1897 war Einweihung für das Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck. Nach der Revolution 1918 erhielt auch Koblenz am 9. November einen Arbeiter- und Soldatenrat. Am 12. Dezember marschierten aber die Amerikaner ein, 1923 übernahmen die Franzosen. Die versuchte Errichtung einer separatistischen Regierung scheiterte, erst 1929 verließen die Franzosen die Stadt. 1933 erfolgte die Machtübernahme der Nationalsozialisten, Koblenz wurde Gauhauptstadt. Nach schweren Zerstörungen im 2. Weltkrieg besetzten am 19. März 1945 amerikanische Truppen die Stadt, wurden nach der Potsdamer Konferenz im Juli erneut von französischen abgelöst.
Im August 1946 erfolgte die Gründung des Landes Rheinland-Pfalz, die konstituierende Sitzung der Beratenden Landesversammlung fand im Stadttheater statt. Auch die konstituierende Sitzung des ersten rheinland-pfälzischen Landtags 1947 war in Koblenz, ebenso die Rittersturz-Konferenz der Ministerpräsidenten 1948. Dennoch wurde 1950 Mainz zur Landeshauptstadt. Im Zuge der Wiederbewaffnung wurde Koblenz ab 1957 wieder Garnisonsstadt, 1962 hatte sie erstmals über 100.000 Einwohner. 1992 konnte Koblenz seine 2000-Jahr-Feier begehen, ein Jahr später wurde das neu gegossene Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. auf dem Deutschen Eck errichtet.
Koblenz war auch eine Stadt, in der Literaturgeschichte geschrieben wurde, wenn auch die Protagonisten zumeist nur auf Zeit hier waren. Allen voran Joseph Görres, aber dann gibt es noch den Essener Karl Baedecker, der 1827 in der Rheinstraße eine Buchhandlung mit angeschlossenem Verlag eröffnete. 1829 erschien hier übrigens ein Stadtführer über Koblenz. Max von Schenkendorf, 1783 in Tilsit geboren, starb 1817 in Koblenz und ist hier begraben.
Ferdinand Freiligrath (1810–1876)
Bei Koblenz
(Beim Besuche des Grabes Max von Schenkendorfs)
Dorten durch der Brücke Bogen
Eilt die Mosel in den Rhein,
Dorten ragt die Kastorkirche,
Dort der Ehrenbreitenstein.
Um die Berge klimmt die Rebe,
In der Eb’ne wallt das Korn,
Mädchen mit dem Pfeil im Haare
Füllen Krüge sich am Born.
In des Herbstes milder Sonne
Sanft und feiernd liegt die Welt,
Schwalben rüsten sich zur Reise,
Und ich irre durch das Feld,
Irr‘ auf unbetretnen Wegen,
Wie der Landmann rauh sie bahnt,
Bis zur Einkehr unter Weiden
Mich ein Gottesacker mahnt.
Gottesacker, Gottesfrieden!
Auf den Gräbern Sonnenstrahl,
Und der Jahreszeit letzte Blumen
Duften um der Kreuze Zahl.
Bunt die Blumen, grau die Kreuze!
Eines sah ich dort erhöht,
Drauf mit ernsten, schlichten Lettern
»Schenkendorf« geschrieben steht.
Nahe dem geliebten Strome,
dem er laut in Zorn und Schmerz
Freiheitslieder zugesungen,
Schläft das reine Dichterherz …
Sophie von La Roche, die beiden Brentanos, Goethe natürlich, der immer noch unterschätzte Joseph Breitbach, John Dos Passos, der als Besatzungssoldat hier an seinem Erstling »Drei Soldaten« arbeitete und, natürlich, Guillaume Apollinaire. Der kam im August 1901 für ein Jahr als Hauslehrer an den Rhein. Während dieser Zeit entstanden mehr als 50 Gedichte und Gedichtfragmente, darunter auch eines mit dem Titel »Coblence«. Auch Jean Cocteau besuchte Koblenz Anfang der dreißiger Jahre, die Liste könnte noch lange fortgesetzt werden.
Bei so viel Geschichte ist es klar, dass Koblenz einiges zu bieten hat, andererseits scheint es bei diesem Hin und Her erstaunlich, dass überhaupt noch alte Gebäude da sind.
Wir beginnen, nicht unbedingt, weil es so schön ist, am Deutschen Eck, wo Rhein und Mosel zusammentreffen. Der Name kommt ursprünglich daher, dass der Deutsche Orden hier sein Verwaltungsgebäude hatte. Hier, am einstmals so genannten »Honsschwanz«, Hundeschwanz, dem Ende des Hunsrücks, war früher ein kleiner Hafen. Unübersehbar das Denkmal für Kaiser Wilhelm I., 1897 eingeweiht, die Figurengruppe 15 Meter hoch und 350 Zentner schwer. Die von seinem Enkel gewünschte Bezeichnung »Wilhelm der Große« konnte sich nie durchsetzen. Im 2. Weltkrieg wurde die Statue vom Sockel geschossen, der 1953 am 18. Mai von Bundespräsident Theodor Heuss zum Mahnmal der deutschen Einheit erklärt wurde. Den Sockel schmückte folgerichtig die Bundesflagge. Durchaus nicht im Sinne Wilhelms, hatte er doch 1848/49 die Bekämpfung der demokratischen Träger dieser Fahne mit härtester, militärischer Gewalt gefordert, was ihm den Namen »Kartätschenprinz« einbrachte. Eine Gedenkplatte vor dem Denkmal wies dann auf die ursprüngliche Gestalt und die Baugeschichte hin. 1993 wurde das durch private Spenden nachgegossene Reiterstandbild wieder enthüllt, allen Bedenken und politischen Debatten zum Trotz. Der Sockel stammt vom Gestalter des Leipziger Völkerschlachtdenkmals, Bruno Schmitz, die erste Statue von Emil Hundrieser. Kurt Tucholsky, der große Spötter, beschrieb das, was wir heute wieder sehen, so: »Da stand – Tschingbumm! – ein riesiges Denkmal Kaiser Wilhelms des Ersten: ein Faustschlag aus Stein. Das Ding sah aus wie ein gigantischer Tortenaufsatz. Zunächst ist an diesem Monstrum kein leerer Fleck zu entdecken. Es hat die Ornament-Masern. Und Ornamente und sich bäumende Reptile und gewürgte Schlangen und Adler und Wappen und Schnörkel und erbrochene Lilien und was weiß ich ? es war ganz großartig.« (1930, Gesammelte Werke Bd. 8 S. 20 ff.)
Aber bilden Sie sich ihre eigene Meinung.
Erkunden wir zuerst das Moselufer. Hier lag das römische und das mittelalterliche Koblenz. Die Moselfront hat zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Gleich hinter dem Eck drei penibel gereinigte Bruchstücke der Berliner Mauer, wer hätte auch je von bunten Denkmälern gehört, etwas weiter erinnert eine Skulptur an den langjährigen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Peter Altmeier, nach dem die Uferpromenade auch benannt ist.
Der im Jahre 1520 erbaute krumme und schiefe gotische Wohnturm des Münzmeisters Conrad von Lengefeld ist das älteste erhaltene Bürgerhaus der Stadt. Heute beherbergt es die Gaststätte »Deutscher Kaiser« und wird gerade mustergültig saniert und restauriert.
Das rot verputzte Schöffenhaus wurde unter Erzbischof Johann von Greiffenclau um 1530 im gotischen Stil erbaut. Bemerkenswert ist der schöne Erker zur Moselseite. Das Schöffenhaus und das daneben stehende Alte Kauf- und Tanzhaus beherbergen das Mittelrhein-Museum mit einer äußerst sehenswerten und umfangreichen Sammlung rheinischer Skulpturen und Gemälde, aber auch Sammlungen zur Stadtgeschichte. Leider können nur wenige Prozent dieser Schätze ständig gezeigt werden. Das Kauf- und Tanzhaus wurde 1419 bis 1425 erbaut, 1724 tiefgreifend verändert und diente eine Zeit als Rathaus der Stadt. Unter der Uhr befindet sich der Augenroller, ein Abbild des Ritters Johann Lutter von Kobern, hier enthauptet 1536. Er rollt im Takt die Augen und streckt zur vollen und halben Stunde die Zunge heraus. Ein etwas würdeloses Ende für einen mutmaßlichen Raubritter. Der Grund ist aber eine Legende: selbst im Angesicht des Todes soll er sich den Gaffern zugewandt und ihnen die Zunge herausgestreckt haben. Der abgeschlagene, rollende Kopf habe sogar noch die Augen verdreht.
Links daneben der Bürresheimer Hof, 1659 erbaut und seit 1714 Adelsitz derer von Breidbach-Bürresheim. Von 1851 bis zum 9. November 1938 war er die Synagoge von Koblenz; heute befinden sich hier Abteilungen der Stadtbücherei.
Davor der angenehm weite Florinsmarkt mit der ehemaligen Stiftskirche St. Florin, seit 1818 evangelische Pfarrkirche. Der Chor steht auf Resten der römischen Stadtmauer, unter dem Boden fanden sich Fundamente römischer Häuser und darüber fränkische Bebauung. Die heutige Form erhielt St. Florin um 1100, um 1350 in der Apsis gotisch ergänzt, im 16. Jahrhundert auch im Bereich des Gewölbes und der Fenster. Sehenswert sind die Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert, die Fenster aus der Zeit um 1330 und der Kreuzgang mit dem erhaltenen Kapitelhaus aus der Zeit um 1200. Auf dem links neben der Kirche gelegenen Hof finden in letzter Zeit schöne, intime Konzerte statt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt das Pfarrhaus Liebfrauen. Hier lag der seit 586 nachgewiesene fränkische Königshof. 1018 war es erzbischöfliche Residenz und später Sitz des Hofgerichts, seit 1775 ist es Pfarrhaus.
Die Alte Burg, ein Stück moselaufwärts, mit ihren zwei Ecktürmen stammt aus dem 13. Jahrhundert. Sie wurde unter dem Trierer Erzbischof Heinrich von Vinstingen verstärkt und in den Stadtmauerring eingefügt. So sicherte sie die Stadt und den Machtanspruch des Bischofs gleichermassen. Die beiden Türme kamen Anfang des 15. Jahrhunderts dazu, im Ostturm befindet sich eine Kapelle. Hugo von Orsbeck ließ den Bau Ende des 17. Jahrhunderts erweitern. Besonders schön ist die Spindeltreppe aus dem Jahre 1557. Heute befindet sich hier das Stadtarchiv und der Lesesaal der Stadtbibliothek.
Rechts der Burg führt eine Treppe zum Moselufer hinunter, die noch die Verbindung zwischen Stadtmauer und Burg erkennen lässt.
Links von der Alten Burg spannt sich die Balduinbrücke über die Mosel. Erbaut unter dem bedeutenden Erzbischof Balduin von Luxemburg zwischen 1332 und 1368, ist sie die dritt-älteste Steinbrücke Deutschlands und diente neben der Bequemlichkeit dem Erheben von Brückenzoll.
Gegenüber der Alten Burg befindet sich der Durchgang zum Münzplatz. Hier liegt die Keimzelle der Stadt, das römische Kastell war hier und Bauarbeiten ließen in letzter Zeit weitere interessante Funde zu. In der Mitte des Platzes steht das frühere Haus des Münzmeisters der kurfürstlichen Münze, das 1763 nach Plänen von Johannes Seiz erbaut wurde. Im Keller residiert der »tiefste Flohmarkt Deutschlands«.
Die eine Seite des Platzes dominiert das Haus Metternich. Hier wurde 1773 Fürst Clemens von Metternich geboren. Über dem Eingang sieht man noch das Familienwappen mit der Grafenkrone.
Gegenüber zeigt das Kunstgässchen, was sich aus einem völlig maroden Gebäudeensemble machen lässt. Ansonsten teilt der Münzplatz das Schicksal vieler deutscher, auch vieler Koblenzer Plätze. Es scheint, als könne man nicht mehr mit Raum umgehen. Gut, dass es Außenbestuhlungen gibt.
Der Weg geradeaus führt in die Fußgängerzone der Löhrstraße. Wir biegen aber vorher links ab und gelangen zur Liebfrauenkirche. Schon im 5. Jahrhundert stand hier ein kirchlich genutzter Bau, ausgebaut zur karolingischen Zeit. Seit 1182 ist sie Pfarrkirche. Aus dieser Zeit stammt das Kirchenschiff, dreischiffig ohne Querschiff. Der Westbau mit den Türmen kam um 1200 dazu, nach 1400 der hochgotische Chor, Ende des 15. Jahrhunderts die Gewölbe im Schiff. Über dem Eingangsportal thront eine Madonna aus dem Jahre 1702, die herrlichen Türen stammen von 1765. Sehenswert sind die diversen Grabdenkmale sowie das moderne Sakramentshaus.
An der Südseite schließt sich das ehemalige Beinhaus der Gemeinde, die Michaelskapelle, an. Sie stammt aus dem Jahr 1660 und steht ebenfalls auf der römischen Stadtmauer.
Einige Stufen und ein Bogen führen auf den Plan, die ehemalige »Gute Stube« der Stadt. Der Krieg hat hier enorme Wunden gerissen, (eine Tafel im Pflaster erinnert daran), aber ein wenig lässt sich noch von der Harmonie des Platzes spüren. Beim Brunnen lässt es sich gut sitzen, an warmen Abenden hat es fast etwas Mediterranes. Die erhaltenen bzw. wieder erstandenen Gebäude des 18. Jahrhunderts verbreiten eine wohlige Atmosphäre. Die alte Feuerwache wurde 1719 als Stadtkommandantenhaus erbaut und diente 1805-1895 als Rathaus. Im rechten Winkel dazu steht das Drouvensche Haus, 1779 erbaut. Es war 1792 Wohnsitz des Bischofs von Verdun, Renatus Desnois; er hatte – wie viele französische Emigranten – vor der französischen Revolution am Hofe des Trierer Kurfürsten Zuflucht gesucht. Daneben stand das Geburtshaus der ehemals berühmten Sängerin Henriette Sontag.
Ein kurzer Abstecher zurück Richtung Löhrstraße bringt uns zu den »Vier Türmen«. Diese 4 Eckhäuser mit ihren prachtvollen, stuckverzierten Erkern stammen ursprünglich von 1608, wurden aber ab 1689–1692 erneuert.
Aber zurück, quer über den Plan. Wir folgen dem Verlauf der Straße mit dem schönen Namen Entenpfuhl, somit übrigens dem Verlauf der römischen Gräben. (Folgt man der Straße weiter, kommt man zum Dreikönigenhaus, das 1701 von dem Ratsherrn J. W. von Hauschild erbaut wurde. Es ist das Geburtshaus des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten Emmerich Joseph von Breidbach-Bürresheim (1707–1774); seit seiner Wiederherstellung 1977 befindet sich hier die Stadtbibliothek. Daneben das alte Krämer-Zunfthaus, wo sich auch die städtische Mehlwaage befand. Der Bau stammt von 1709). Wir aber biegen rechts in die Jesuitengasse und erreichen den Jesuitenplatz, mit der Jesuitenkirche und dem ehemaligen Jesuitenkolleg von 1694, dem heutigen Rathaus der Stadt Koblenz. Die Jesuitenkirche wurde bis auf ihr herrliches Portal im 2. Weltkrieg zerstört, aber auch ihr modern gestalteter Innenraum lohnt einen Blick. Der Jesuitenplatz ist ein besonders abends bunt bevölkertes Ensemble, ein gelungener Platz also, was daran liegen mag, dass er seit der Wiedererrichtung des Müller-Denkmals fast wieder aussieht wie vor dem Krieg. Egal, es ist ein intimer, städtischer Raum. Ein Blick um die Ecke durch den Torbogen unterhalb des Rathauses führt zu einem Koblenzer Wahrzeichen, dem Schängel-Brunnen. »Schängel«, der Spitzname der Koblenzer, ist die Verkleinerungsform des Vornamens Jean und weist auf die Kinder diverser französischer Besatzungszeiten hin. Vorsicht, der kleine Kerl hat es in sich und spuckt in unregelmäßigen Abständen Wasser.
Wir gehen zurück und folgen vom Jesuitenplatz aus der Firmungsstraße. Immer wieder lohnt es, den Blick zu heben auf interessante Fassadendetails und die Historiensäule auf dem Görresplatz, die in zehn Bildern die Stadtgeschichte von der Gründung bis heute darstellt. Der Platz selbst ist, obwohl gestalterisch klinisch tot, durch vielfältige Gastronomie zum Leben erweckt worden. Wir gehen über ihn hinweg Richtung Clemensstraße. Gleich an der Ecke steht das Haus des Hofrats von Lassaulx, Geburtshaus des gleichnamigen Architekten. Am gegenüber liegenden Deinhardplatz finden wir das Stadttheater, 1787 von Krahé und Gärtner erbaut, finanziert übrigens von einem gewissen Franz Joseph Schmitz, der dafür Privilegien und Abgabenfreiheit erhielt, davor den Obelisk, den Kurfürst Clemens Wenzeslaus seinen Nachbarn widmete. Nun sind es nur noch ein paar Schritte über die Straße zum klassizistisch strengen Kurfürstlichen Schloss, erbaut zwischen 1777 und 1786. Kurfürst Clemens Wenzeslaus hatte Pech. Schon 1792 musste er das erste Mal fliehen, zwei Jahre später endgültig, er hatte nicht viel von seinem Schloss. Erste Pläne stammten von Michel d’Ixnard, der Bau war schon begonnen, als man Fehler feststellte. François Peyre der Jüngere musste nun sehen, was er damit anfing. Die Lösung ist nicht schlecht geraten, auch wenn er damals die veranschlagten Baukosten weit überschritt. Man kann um das Gebäude herumgehen (besichtigen kann man es nicht) und gelangt durch die spärlichen Reste des Schlossparks zum Rhein. Nach rechts erstrecken sich die Kaiserin-Augusta-Anlagen, ursprünglich angelegt von Fürst Pückler-Muskau und Joseph Peter Lenné, benannt nach der Gönnerin der Stadt, die hier viel Zeit verbrachte. Ihr Denkmal steht in Fußmarschweite, aber wir haben noch viel vor. Nun gut, einen Blick auf das Denkmal für den großen Sohn der Stadt, Joseph Görres, Herausgeber des »Rheinischen Merkur« und streitbarer Publizist, sollte man werfen. Die manchmal erstaunlich respektlosen Koblenzer übersetzen die Geste seines ausgestreckten Armes mit »Fünf Bier!«.
Wir gehen mit dem Rhein, zurück Richtung Deutsches Eck. Nach dem Schloss führt die Promenade auf das Konrad-Adenauer-Ufer, vorbei am neuschwansteinhaft neoromanischen ehemaligen Regierungsgebäude der Rheinprovinz. 1902/03 erbaut, hat Kaiser Wilhelm II. persönlich Einfluss auf die Planung genommen. Rechts liegt majestätisch die Festung Ehrenbreitstein, (hier geht auch die Personenfähre über den Rhein), links kündigt sich ein Juwel an.
Die Kastorkirche. Baubeginn war 817, sie wurde 836 im Beisein Ludwig des Frommen konsekriert. Hier wurden 842 die Bestimmungen über die fränkische Reichsteilung ausgehandelt, die dann in den Vertrag von Verdun aufgenommen wurden. Querhaus und Apsis wurden Mitte des 12. Jh. erbaut, das Langhaus 1208 geweiht. Im 15. Jahrhundert kamen die Gewölbe dazu, weitere Umbauten folgten, im 19. Jahrhundert wurde restauriert, Joseph Anton Settegast schuf 1822 die Fresken. Innen kann man sich kaum sattsehen an den Kunstwerken. Ein Bronzekreuz von 1685, die farbig gefasste Kanzel aus dem Jahre 1625, die äußerst bedeutenden Grabdenkmäler für Erzbischof Kuno von Falkenstein (1388), Erzbischof Werner von Königstein (1418), sowie für Friedrich von Sachsenhausen und Sophie Schenk von Liebenstein und, im Seitenschiff, der Reliquienschrein der seligen Rizza.
Ein Kuriosum eigener Art steht vor der Kirche, der Brunnen, den der französische Präfekt Doazan 1812 zur Erinnerung an Napoleons Russlandfeldzug aufstellen ließ. Seit dem 1. Januar 1814 trägt er den Vermerk »Gesehen und genehmigt, Der russische Stadtkommandant von Koblenz«.
Durch den Garten des Pfarrhofes St. Kastor gelangt man zu dem Gebäude, dem das Deutsche Eck seinen Namen verdankt. 1216 erbaute der Deutsche Orden hier an einer Ecke der Stadtmauer seinen Sitz. Die Hallenkirche ist verschwunden, und auch der Rest der Anlage wurde nach weiteren Zerstörungen durch den 2. Weltkrieg nicht mehr wieder aufgebaut, mit Ausnahme des Komturssitzes, genannt Deutschherrenhaus, in dem sich heute das Museum Ludwig befindet. Der umgebende Blumenhof ist Schauplatz für sommerliche Theateraufführungen und Konzerte.
Das war noch nicht alles, es gibt immer etwas zu Entdecken, aber für einen ersten längeren Rundgang mag es genügen. Einen Besuch wert ist sicherlich das »Weindorf« direkt an der Rheinbrücke und der Rhein-Mosel-Halle gelegen, eben so sehenswert sind die großbürgerlichen Häuser am Friedrich-Ebert-Ring mit der stilvoll renovierten ehemaligen Oberpostdirektion und die Herz-Jesu-Kirche. Zwei besondere Tipps: am Altlöhrtor gegenüber des monströsen Zentralplatzes hat sich ein Turm der mittelalterlichen Stadtmauer erhalten (Ecke Kleinschmittsgässchen), und im Hof des Tapeten-Geschäftes Sausen in der Löhrstraße 82 versteckt sich eines der letzten erhaltenen Pestkreuze von Koblenz.
Unbedingt erkunden sollte man das nicht minder romantische Tal der Mosel mit seinen steilen Weinbergen, alten Dörfern und Burgen, und was den Rhein betrifft, empfehle ich eine Schiffstour. Die Anlegestellen am Rhein (Konrad-Adenauer-Ufer) sind nicht zu verfehlen, es werden Touren in allen Längen und Varianten angeboten, selbst für Eilige lässt sich da etwas finden. Aber Eile gehört eigentlich gar nicht hier her.
Weitere Informationen:
Mittelrheinmuseum, Florinsmarkt 15; Telefon 0261/1292501, Öffnungszeiten: Di. bis Sa.: 11 bis 17 Uhr; Mi.: 11 bis 20 Uhr; So.: 11 bis 18 Uhr.
In der Ausstellung zu sehen sind Kunstwerke des Mittelalters, niederländische Malerei des 16.–18. Jahrhunderts, Werke von Januarius Zick und Malerei des Barock, Archäologie und Stadtgeschichte, Rhein-Romantik und die Koblenzer Maler des 19. und frühen 20. Jh., Rheinansichten des 20. Jahrhunderts und zeitgenössische Kunst.
Ludwig Museum im Deutschherrenhaus; Telefon 0261/304040, Öffnungszeiten: Di. bis Sa.: 11 bis 17 Uhr; Do.: 11 bis 20 Uhr; So.: 11 bis 18 Uhr. Kernstück des Museums sind Schenkungen und Leihgaben aus der Sammlung Peter und Irene Ludwig. Die Bestände des Ludwig Museums reichen von der Nachkriegskunst bis in die unmittelbare Gegenwart und zeigen im Schwerpunkt französische Kunst, aber auch internationale Künstler wie Jasper Jones, Frank Stella, Robert Rauschenberg und Wolf Vostell.
Der rechtsrheinische Stadtteil Ehrenbreitstein, oder wie er früher hieß, Mühlheim im Thal, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Eine grundlegende Bedeutung hatte dieser Ort für die Zeit der Rheinromantik und ihre Protagonisten. Und wenn man durch die engen, alten Gassen der Ortsmitte geht, wird diese Zeit seltsam greifbar und gegenwärtig. Ehrenbreitstein hat mehr zu bieten als die Festung, nur präsentiert es sich nicht auf dem Silbertablett, es macht nur das Angebot zu Entdeckungen.
Mein Tipp: fahren Sie von den Koblenzer Rheinanlagen mit der Fähre über, dem »Schiffchen«, wie sie liebevoll genannt wird. Sie hat allen Versuchen zur Einstellung tapfer widerstanden und es hat seinen eigenen Reiz, sich so Ehrenbreitstein zu nähern. (Abfahrt tagsüber alle paar Minuten.) Lassen Sie sich nicht entmutigen von den umfangreichen Bauarbeiten, die dienen dem Hochwasserschutz und dem Ausbau der B 42, und damit dienen sie auch dem Ort und seiner Atmosphäre. Nun gut, auf lange Sicht.
An den alten Mauern entlang der Rheinpromenade findet man die Markierungen vergangener Hochwasserstände, immer schon ein regelmäßig wiederkehrendes Problem. Am Kapuzinerplatz steht die ehemalige Kapuziner-Klosterkirche. Von hier lässt es sich eintauchen in die kleine Fußgängerzone und die historischen Gassen. Geschichte spiegeln diese Häuser alle.
Man kann auf Entdeckungsreise gehen, nach wunderschönen alten Haustüren zum Beispiel, Fotomotive finden sich überall. Mittendrin die Gedenkstätte für Ludwig van Beethoven, das Geburtshaus seiner Mutter, Maria Magdalena Keverich. Eine Ausstellung umfasst Briefe und Dokumente aus der Sammlung der Familie Wegeler, die auch an Sophie von La Roche, Clemens von Brentano und die Sängerin Henriette Sontag erinnern. Das Haus La Roche steht in der Hofstraße, oder besser: dort steht an gleicher Stelle ein Nachkriegsbau mit Gedenktafel.
Noch mehr Literaturgeschichte: am Beginn der Charlottenstraße steht die ehemalige Schule, das heutige Rhein-Museum. Man kann sich umfassend informieren zur Kulturlandschaft Rhein, also über Fische und Fischfang, die Entwicklung der Rheinschifffahrt, dargestellt an anschaulichen Schiffsmodellen und über vieles mehr.
Hier kam am 2. September 1903 der Schriftsteller Joseph Breitbach zur Welt.
Dem Bahnhof gegenüber, direkt an der B 42, und somit für den Betrachter nicht eben günstig gelegen, befindet sich das ehemalige kurfürstliche Dikasterialgebäude, ein herrlicher Barockbau, dem die behördliche Nutzung nicht eben gut tut. An dieser Stelle ließ der Trierer Erzbischof Philipp Christoph von Soctern zwischen 1629 und 1632 die Philippsburg als Residenz erbauen. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Burg zu einem barocken Schloss um- und ausgebaut, das aber 1801 durch französische Truppen gesprengt wurde. Erhalten blieben einige Nebengebäude. Die Pagerie, das Dikasterialgebäude (Sitz des kurfürstlichen Gerichts), der Krumm- und der Marstall.
Die Pagerie, ganz links gelegen, wurde von 1690 bis 1692 vom Hofbaumeister Johann Christoph Sebastiani für Erzbischof Johann Hugo von Orsbek errichtet. Sie diente zunächst als Kanzlei, dann als Unterkunft der Herren des Hofes und Wohnstätte der Pagen, später als Waisenhaus und Kriminalgefängnis. Heute ist das Gebäude in Privatbesitz.
Die Pläne für das Dikasterialgebäude stammen vom großen Balthasar Neumann. Die wundervolle barocke Fassade muss man, will man sie würdigen, wohl von der anderen Seite der Bundesstraße aus betrachten. Im zentralen Giebel prangt das kurfürstliche Wappen, gehalten von zwei Löwen, darüber thront Justitia, Hinweis auf den ehemaligen Zweck des Baues.
Rechts daneben, durch den davor liegenden Platz auch besser zu betrachten, steht der bereits 1762 erbaute Marstall, an der herrlichen Sandsteinskulptur eines sich aufbäumenden Pferdes zu erkennen.
Nun ergeben sich mehrere Möglichkeiten, zur Festung Ehrenbreitstein hinauf zu gelangen. Der Fußweg beginnt einige Meter hinter dem Dikasterialgebäude von der B 42 aus, ein lohnender Aufstieg, der die enormen Ausmasse des Baues sinnlich erfahrbar macht.
Je nach Jahreszeit ebenfalls sehr zu empfehlen ist die Sesselbahn, Zugang durch einen Tunnel rechts neben dem Marstall und so auch ein Eintauchen in die Geschichte des Festungsberges. Öffnungszeiten:
Ostern bis Ende Mai und September bis Oktober 10–17 Uhr;
Juni bis Sept. 9–17.50 Uhr.
Telefon 0261/73766
Geschäftsstelle: 0261/75190.
Die Autofahrer haben es etwas weiter, die gut ausgeschilderte Zufahrt führt um den Festungsberg herum, von einem großen Parkplatz aus kann man eintauchen in die riesige Anlage.
Die Festung Ehrenbreitstein, die größte erhaltene Festung Europas, wurde in ihrer heutigen Gestalt zwischen 1817 und 1828 erbaut. Ihr Ursprung aber reicht weit ins Mittelalter zurück. Um das Jahr 1000 ließ der Konradiner Ehrenbert eine nach ihm benannte Burg erbauen. Aus dem Namen Ehrenbertstein entwickelte sich dann Ehrenbreitstein.
Im 11. Jahrhunderts ging die Burg in den Besitz des Trierer Erzbischofs Poppo über. Sein Nachfolger Hillin vergrößerte die Anlage durch Errichtung eines fünfeckigen Bergfrieds und einer Grabenanlage.
Im 12. Jahrhundert kam auf der dem Burgberg vorgelagerten Bergkuppe die Burg Helfenstein hinzu, Sitz der gleichnamigen Ministerialen und späteren Grafen.
Im 15. Jahrhundert wurde die Anlage unter Erzbischof Richard von Greiffenclau zu einer gegen Artillerie gesicherten Festung ausgebaut. An ihn erinnert die zu ihrer Zeit größte Kanone Europas, »Vogel Greif«, die sich nach wechselvollen Irrfahrten nun wieder im Museum der Festung befindet.
An diesem Ausbau nach den damals modernen Erfordernissen waren Architekten wie Maximilian und Johann Pasqualini, Philipp Honorius von Ravensteyn und Balthasar Neumann beteiligt. Die Anlage war nun so sicher, dass eines der größten Trierer Heiligtümer, der »Heilige Rock«, hier verwahrt wurde.
Während des Dreißigjährigen Krieges wechselte die Burg mehrmals den Besitzer.
Während der Besetzung von Koblenz durch französische Revolutionstruppen im Jahre 1797 wurde die Festung über ein Jahr belagert und konnte erst 1799 durch Aushungern zur Übergabe gezwungen werden. Kurz darauf, 1801, wurde die Festung mit 30.000 Pfund Schießpulver gesprengt. Lord Byron sah sie bei seinem Besuch am Rhein 1816 noch in diesem Zustand:
»Seht, Ehrenbreitstein mit gesprengter Mauer,
Von Minen schwarz! Noch zeigt es jene Macht,
An welcher Bomben einst und Kugelschauer
Ohnmächtig abgeprallt sind und zerkracht.
Ein Turm des Siegs! Der oft von hoher Macht
Die Feinde sah in wilder Flucht ergossen;
Doch Friede stürzte, was getrotzt der Schlacht:
Dem Regen steht das stolze Dach erschlossen,
Das nie sich öffnete den feindlichen Geschossen.«
(Childe Harolds Pilgerfahrt, 3. Gesang, 58. Vers)
Durch den Wiener Kongress 1814/1815 kamen die rheinischen Gebiete Kurtriers aber mit der Rheinprovinz zum Königreich Preußen und König Friedrich Wilhelm III. befahl noch 1815 den Ausbau von Koblenz zur Festungsstadt und den Neuaufbau der Festungsanlage in dem heute noch voll erhaltenen, riesenhaften Masse. Die Besatzung betrug 1500 Mann.
Im Ersten Weltkrieg 1914/18 war die Zeit der Festungsanlagen vorbei, den Gebäuden passierte nichts, die Franzosen wollten sie jedoch nach dem Kriege schleifen. Es war der amerikanische General Allen, der ihnen glaubhaft machen konnte, dass die Festung nicht mehr kriegswichtig sei. Somit rettete er die Anlage.
Im Jahre 1945 wehte dieselbe amerikanische Flagge auf der Festung, die nach dem Ersten Weltkrieg gehisst worden war. Für diesen Einsatz hatte man sie aus dem Ruhestand im Kriegsmuseum in Washington geholt und eingeflogen.
Heute beherbergt die Festung friedliche Institutionen: das sehenswerte Landesmuseum Koblenz mit seiner Sammlung technischer Altertümer von der Weinpresse bis zu Horch-Automobilen, das Bundesfilmarchiv, die Abteilung Archäologische Denkmalpflege des Landesamtes für Denkmalpflege, das Ehrenmal des Heeres und eine ob ihrer einmaligen Lage sehr zu empfehlende und auch viel besuchte Jugendherberge. Seit 1997 finden Festspiele statt.
Sinnvoll ist es, an einer der Führungen teilzunehmen, gelangt man doch so in Bereiche, die sonst nicht zugänglich sind. Man erfährt eine Menge über die Geschichte und das alltägliche Leben auf dem Berg.
Das Spektakulärste an der Festung ist aber ihre Lage selbst und der damit verbundene Blick auf Koblenz und das Rhein- und Moseltal. Man kann noch eine ganze Weile die unterschiedlichen Farben der beiden Flüsse verfolgen, bis sie sich endgültig vermischen. Und auch die strategische Konzeption wird so klar.
Die Festung war eingebunden in ein Gesamtkonzept aus den Stadtbefestigungen beiderseits des Rheins und der Mosel und den damit verbundenen Forts, deren Reste gut erkennbar sind.
Bei einem Rundgang durch die Anlage kann man die Baumeister nur bewundern. Nach außen abweisend und trutzig, bietet der innere Bereich ein fast wohnliches Bild. Die ausgeklügelte Konstruktion aus Toren, Gräben, Tunneln und Engpässen vermittelt das Gefühl der Uneinnehmbarkeit. Der offene, weiträumige Schlossplatz mit seinen klassizistischen Fassaden wird von der Kurtine gesichert. Über dem schönen Tor prangt der preußische Adler mit den Initialen Friedrichs des Großen. Drei Etagen mit 68 Gewehrscharten und zwei Geschützscharten hätten spätestens hier die Angreifer gestoppt.
In der »Hohen Ostfront« befindet sich das Landesmuseum, Öffnungszeiten: Mitte März bis Ende November tägl. 9–12.30 Uhr und 13–17Uhr (15 Min. vor Schließung letzter Einlass)
Tel. 0261/9703-150 und 0261/9703-0, Fax 0261/701989.
Rechts davon die katholische Festungskirche, deren klassizistischer Innenraum ebenfalls eine Geschützscharte beherbergt.
Info: Festung Ehrenbreitstein
56077 Koblenz-Ehrenbreitstein,
Telefon und Fax 0180/5221360
oder 0261/9742440
Anmeldung von Führungen beim Besucherdienst, Telefon und Fax:
0180/5221360
Ganzjährig geöffnet
Jugendherberge ebenfalls ganzjährig geöffnet. Tel. 0261/97287-0, Fax 0261/97287-30
In der Festung arbeitet auch die Institution »Burgen, Schlösser, Altertümer« von Rheinland-Pfalz. Sie sorgt für die Erhaltung und Entwicklung von u.a. Ehrenbreitstein, Pfalzgrafenstein, Burg Sooneck, Schloss Stolzenfels und Schloss Engers.
Noch ein Ausflugstipp: von Ehrenbreitstein aus über Niederberg nach Arenberg mit seiner einstmals berühmten Wallfahrtskirche (1860–1862 als zweitürmige Basilika errichtet) und den ringsum angelegten Grotten und Kapellen. Eine Landschaftsbibel, verziert mit Steinen aus aller Welt und heute ein Ort jenseits der Zeit. (Nicht zu verfehlen, da gut ausgeschildert.)