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Kaub
Das mittelalterliche Weinstädtchen Kaub hat die größte Weinbaufläche am Mittelrhein und war früher ein Hauptort des rheinischen Schieferbergbaus. Mit der auf einer Insel im Strom liegenden Pfalz und Burg Gutenfels über dem Ort bietet es eine Kulisse, die malerischer nicht sein kann. Kein Wunder, dass Kaub so ein häufiges Motiv war (und ist) für Dichter, Maler und Fotografen (siehe Titelbild).
Grabfunde aus der La-Tène-Zeit und dem 3. Jahrhundert n. Chr. belegen auch hier eine frühe Besiedelung. Beim Bau der Saalburg durch die Römer wurde schon Kauber Schiefer verwendet. Erstmals urkundlich erwähnt wird Kaub als »Cuba villula« im Jahre 983 und von Kaiser Otto II dem Mainzer Erzbischof Willigis teilweise übergeben. »Cuba« könnte von dem keltischen »Cabi« (kleines Haus) kommen. Aber auch die Ableitung vom lateinischen »cubare« (lagern) ist möglich, oder, volkstümlich, von cupa vini, Wein-Kufe, denn der hl. Theonest soll in einer Kufe den Rhein hinab getrieben und von hiesigen Anwohnern gerettet worden sein.
Mit der im frühen 13. Jahrhundert errichteten Burg war ein einträglicher Rheinzoll verbunden, der sich gut verpfänden ließ. Burg und Zoll kamen um 1257 an die Herren von Falkenstein, die ihrerseits den Besitz im Jahre 1277 an die Pfalz verkauften. 1289 erwarb Ludwig II. von der Pfalz auch die restlichen Rechte der Falkensteiner. Der Ort kam durch Weinbau und den Abbau von Schiefer zu Wohlstand. Im Jahre 1324 erhielt Kaub die Stadtrechte, 1326 wurde zur Kontrolle des Schiffsverkehrs ein Zollturm im Rhein errichtet. Während der bayrisch-pfälzischen Erbfolgekriege 1504 wurde Burg Gutenfels erfolglos belagert, daher erhielt sie wohl ihren Namen. Hier ist auch der Ursprung der Geschichte des Elslein von Kaub, Else Weizer, der Tochter eines Geschützgießer Meisters, die wegen der Liebe zu einem Gesellen das Vaterhaus verlassen musste, aber gerade rechtzeitig zurückkehrte, um den Entsatz-Truppen den rechten Weg durch die Klippen des Rheines zu weisen, und zwar als Soldat verkleidet. Kein Wunder also, dass man sie hier bis heute feiert.
Während des Dreißigjährigen Krieges brannte Kaub 1635 teilweise nieder, nach den Verheerungen bestand der Ort nur noch aus 66 Wohnhäusern mit insgesamt 198 Einwohnern. Unter Napoleon wurde Burg Gutenfels 1807 zum Abbruch versteigert. Militärgeschichte schrieb Kaub in der Neujahrswoche 1814, als Blücher als preußischer Feldmarschall und Oberkommandierender der Schlesischen Armee mit 60.000 Soldaten, 15.000 Pferden und 182 Geschützen auf einer russischen Pontonbrücke hier den Rhein überquerte. Das daran erinnernde Blücher Denkmal, am 18. Juni 1894 enthüllt, stammt vom Berliner Bildhauer Friedrich Schaper. Die Statue ist vier Meter hoch auf einem gleich hohen Granitsockel.
In den Jahren 1846, 1848 und 1910 vernichteten Brände weitere Gebäude. Kaub bietet aber dennoch eine Menge Sehenswertes. Das mittelalterliche Stadtbild wird noch immer von den Resten der Stadtmauer geprägt. Im Bereich um Marktplatz und Metzgergasse sind die Häuser bis heute über den ehemaligen Wehrgang erreichbar, praktisch besonders bei Hochwasser. In der Zollstrasse, parallell zur Bahn, hat sich der Zollschreiber Turm erhalten, weiter der Weseler Turm und der markante Dicke Turm. Das kurpfälzische Amtshaus um den Stadtmauer-eckturm aus dem 12./13 Jahrhundert stammt aus dem 15. Jahrhundert. In seinem Innnenhof enthält es Hochwasser- und Eisgangmarken ab 1784. Am Marktplatz erhebt sich der ebenfalls in die Verteidigungsanlage integrierte, romanische Kirchturm. Wie in Bendorf schart sich um ihn eine Simultan-Kirche. 1685 trat in der protestantischen Pfalz die katholische Linie Pfalz-Neuburg die Regierung an, Auslöser nicht nur für einen Erbfolge-Krieg, sondern auch für die Bildung neuer, katholischer Gemeinden im Land. In Kaub wurde folglich der Chor der spätgotischen Kirche 1707 durch eine Mauer abgetrennt und von den Katholiken genutzt. Das Pro-visorium wurde 1770 abgerissen und an seiner Stelle der heutige Kirchenraum errichtet. Dieser Teil ist am barocken Dachreiter erkennbar. Auch die gut erhaltene zeitgenössische Innenausstattung ist sehenswert. So finden sich jetzt St. Nikolaus und die protestantische Trinitatis Kirche unter einem Dach mit gemeinsamem Turm. Interessant ist auch das Alte Rathaus. Der Treppenturm stammt noch von 1511, das Fachwerk-Obergeschoss aus der Zeit nach dem großen Brand, Mitte des 17. Jahrhunderts erbaut. Das heutige Blücher Museum, das ehemalige Gasthaus »Zur Stadt Mannheim«, 1780 errichtet, war das Hauptquartier Blüchers beim Rheinübergang. Die beiden praktisch unveränderten Wohnräume Blüchers sind 1913 zum Museum umgestaltet worden und zeigen ein Stück bürgerlicher Wohnkultur um 1800.
Leinwandtapeten aus der Zeit um 1780 mit Ölgemälden, Papiertapeten aus der Zeit um 1800 mit feinen Aquarellen, ein Flügel aus dem Jahre 1790, ein Klavicord von 1786, Flügeltüren aus Nussbaum, es war eine wohlhabende und kunstsinnige Familie, die hier wohnte. An Blücher persönlich erinnern seine Tabakdose, ein Handschuh, eine Schreibmappe mit einigen Briefen, seine Kriegskasse und eine Stutzuhr aus seinem Besitz. Erinnert wird mit originalen Exponaten auch an Gneisenau und Yorck. Illustrationen, Schautafeln und Dioramen mit Zinnfiguren lassen die Zeit lebendig werden. Eine bedeutende Militaria Sammlung vervollständigt das Bild.
Burg Pfalzgrafenstein wurde ab 1327 mitten im Rhein errichtet. Am Anfang beschränkte sich die Anlage auf den sechsgeschossigen, fünfeckigen Turm zur Sicherung des Zolles. Diese guten Einnahmen weckten Begehrlichkeiten, es kam zu Protesten des Papstes und des Erzbischofs. Dies führte zum noch wehrhafteren Ausbau, so durch die zwölf Meter hohe sechseckige Ringmauer mit zwei Wehrgängen. Seit 1339 heißt die Anlage Pfalzgrafenstein. Sie hat die wechselhafte Geschichte unzerstört und unbeschädigt überstanden. 1803 kam sie an Nassau, 1866 an Preussen. Bis 1876 blieb sie Zollstation. Seit 1946 ist sie im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz und wurde als Signalstation der Rheinschifffahrt genutzt, bis sie Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre komplett renoviert wurde. Auf der Südspitze der Bastion thront ein Löwe als Halter des pfälzischen Wappens, heute eine Kopie. Es lohnt sehr, die Anlage zu besichtigen. Um den Burghof ziehen sich die Arkaden mit Wehrgang, in der Mitte steht der fünfseitige Bergfried, nein, hier kam niemand vorbei, ohne den Zoll entrichtet zu haben. Über die Wehrgänge erreicht man den ehemaligen Kanonenstand mit angrenzenden Aufenthaltsräumen und das Verlies, eine Wendeltreppe führt ins Obergeschoss mit herrlichem Blick auf das Rheintal in ungewöhnlicher Perspektive. Ergänzt wird das Bild durch Möbel des 17. bis 19. Jahrhunderts, so wie Stücke des damaligen Hausrates. Natürlich ist die »Pfalz im Rhein« nur bei normalem Wasserstand erreichbar, dann kann man aber bequem mit dem Fährboot über setzen.
Geöffnet vom 1. April bis 30. September, 9–13 und 14–18 Uhr, und vom 1. Oktober bis 31. März, 9– 13 und 14–17 Uhr. Im Dezember sowie montags geschlossen, in der Sommersaison bis Ende Oktober aber auch montags geöffnet. Letzte Überfahrt mit der Fähre jeweils eine Stunde vor Schließung.
Heinrich Heine (1797–1856)
Herzliebchen in der Pfalz
Auf Perlen schäumenden Weines
Herzliebchen trag’ ich Dich fort,
Fort zu den Ufem des Rheines,
Dort weiß ich den schönsten Ort.
Dort siehst eine Insel Du ragen
Im hellen Mondenschein,
Die Pfalz die tut sie tragen,
Dort wandem wir dann zu zwei’n.
Es rauschen im Winde die Weiden,
Wir schaun zu den Sternen empor.
Wie gut ich Dich mag leiden,
Das küß’ ich Dir lachend in’s Ohr.
Es schwimmen herbei und lauschen
Die Salme, die leckern Gesell’n,
Und rings um uns da rauschen
Des Deutschen Stromes Well’n.
Dort wollen wir niedersinken
Im Schloßhof beim Lindenbaum
Und Liebe und Cauber trinken
Und träumen seligen Traum!
Burg Gutenfels wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet, 1257 erstmals urkundlich erwähnt. Sie war ebenfalls im Besitz der Falkensteiner und ging mit Kaub 1277 in kurpfälzische Hände über. Sie ist eines der bedeutendsten Beispiele staufischer Wehr- und Wohnbaukunst am Rhein. Ursprünglich hieß sie Burg Kaub, erhielt aber nach der vergeblichen Belagerung durch Landgraf Wilhelm von Hessen 1504 ihren neuen, sprechenden Namen. Wie schon erwähnt, wurde sie unter Napoleon zum Abbruch versteigert, dieser Abbruch fand auch statt, aber nach dem Kauf durch den Architekten Gustav Walter folgte in den Jahren 1889 bis 1892 der Wiederaufbau. Heute dient Burg Gutenfels als Hotel.