rheinaufwärts nach Bad Salzig | rheinabwärts nach Boppard |
Kamp-Bornhofen
Kamp-Bornhofen wird gern das »tausendfünfzigjährige Herz am romantischen Mittelrhein« genannt.
Es ist bekannt als Wallfahrtsort, besonders aber für die sogenannten »Feindlichen Brüder«, die Burgen Sterrenberg und Liebenstein. Hier beginnt (bzw. endet), die »Loreley-Burgenstraße«, die über Dahlheim, Weyer, St. Goarshausen und Bornich nach Sauerthal führt.
Bereits in Keltischer Zeit war das Gebiet besiedelt, 1224 erfolgte die erste Erwähnung einer Kapelle in Bornhofen, seit dem 13. Jahrhundert schließlich sind Wallfahrten bekannt.
Die Wallfahrtskirche mit ihrer spätgotischen, zweischiffigen Halle wurde 1435 geweiht, aus dieser Zeit stammt auch das Gnadenbild, eine Pieta. Der Trierer Erzbischof Hugo von Orsbeck erwies sich im 17. Jahrhundert als großzügiger Förderer. Er siedelte Mönche des Kapuziner-Ordens hier an und ließ den Hofbaumeister Sebastiani die Pläne für die Gnadenkapelle entwerfen. Diese stammt aus dem Jahre 1690, ebenso wie die Bogenhalle vor der Kirche und die Klostergebäude. Schön ist die marmorne Ausstattung, es ist hiesiger, so genannter Lahn-Marmor. 1803 säkularisiert, ist das Kloster seit 1850 wieder bewohnt, seit 1890 von Franziskanern. Noch immer zieht die Wallfahrt etwa 200.000 Pilger pro Jahr hier her. Eine Besonderheit sind dabei die seit dem Mittelalter stattfindenden Schiffsprozessionen.
Kamp fiel mit dem »Bopparder Reich« Anfang des 14. Jahrhunderts an Trier, somit war es sozusagen der erzbischöfliche Brückenkopf rechts des Rheins.
In der neoromanischen Pfarrkirche St. Nikolaus finden sich einige gotische Überbleibsel des abgerissenen Vorgängerbaues, in einen stimmigen und atmosphärischen Kirchenraum integriert. Im Rathaus befindet sich ein sehenswertes Flößer- und Schiffermuseum.
Direkt am Rhein gelegen lockt bei entsprechenden Temperaturen ein Freibad.
Die Burgruinen Liebenstein und Sterrenberg liegen oberhalb des Klosters im Hang und sind durch eine weithin sichtbare Streitmauer getrennt. Ihren großen Bekanntheitsgrad verdanken sie nicht nur ihrer malerischen Lage, sondern in weit größerem Maße der Sage von den »feindlichen Brüdern«. Mehrere Versionen der selben sind überliefert, die bekannteste Variante ist wohl diese: die zwei Brüder betrogen nach dem Tode des Vaters ihre blinde Schwester um deren Anteil am Erbe, verfeindeten sich danach aber erst recht, versöhnten sich erst, nachdem das Geld durchgebracht war. Man verabredete sich zur gemeinsamen Jagd, der, der zuerst wach werden würde, sollte den anderen mit einem an den Fensterladen geschossenen Pfeil wecken. Man ahnt, wie es weiter ging: Natürlich öffnete der später erwachte Bruder im falschen Moment den Laden, wurde vom Pfeil getroffen und starb. Der Überlebende zog, von Gram überwältigt, ins Heilige Land und fand dort den Tod. Romantisch-schaurig, sicher, ungeheuer wirksam, die Realität aber sah profaner aus, wenn auch nicht weniger verwickelt.
Burg Sterrenberg ist die ältere der beiden Burgen und zählt somit zu den ältesten Höhenburgen am Rhein. Urkundlich wird sie erstmals im Jahre 1190 erwähnt, wurde aber vermutlich schon Ende des 11. Jahrhunderts als Reichsburg erbaut.
Ihre strategische Lage am Ende des Bergsporns ist geschickt gewählt, Angreifer mussten so eine beträchtliche Strecke freien Feldes überwinden, um überhaupt zur Burg zu gelangen, und der Blick über den Rhein geht ungehindert in beide Richtungen. Wichtig, denn Sterrenberg diente der Sicherung des rechtsrheinischen Teiles des »Bopparder Reiches«. Als kaiserliches Lehen erhielten sie die Herren von Bolanden-Falkenstein, eine für die staufischen Herrscher bedeutende Ministerialenfamilie. Sie hatten die Burg und den dazugehörigen Bopparder Zoll ab 1194/98 inne. Im Jahre 1268 wurde Burg Sterrenberg aufgeteilt. Der Versuch Werners von Bolanden, diese Teilung 1286 wieder rückgängig zu machen, wurde abgelehnt. Weitere Aufteilungen machten den Bau einer neuen Burg, Liebenstein, nötig. Sterrenberg ging 1295 in den Besitz der Grafen von Sponheim über, kam dann ab 1315 an Balduin von Trier. Aber schon 1568 wird die Burg als Ruine geführt. Im 18. Jahrhundert wurde das Gelände landwirtschaftlich genutzt, die Burg diente als willkommener Steinbruch, 1806 ging Sterrenberg vom Trierischen in Nassauischen Besitz, kam 1866 an Preußen und im Jahre 1946 an das Land Rheinland-Pfalz. Nach umfangreicher Restaurierung ist ihr mittelalterliches Bild wieder vorstellbar. Neben dem quadratischen Bergfried besitzt sie eine doppelte Anlage von Schildmauern, mit Halsgräben und Zwingern gesichert, die die Burg zur Angriffsseite hin schützen. Die zweite Mauer stammt aus der Zeit Balduins. Weiter zu besichtigen ist das Anfang der 1970er Jahre wieder aufgebaute Frauenhaus mit seinem Treppenturm, die Fensterfront des ehemaligen Palas, die noch die Höhe der ehemaligen Räume erkennen lässt und, nützlich, eine Burgschenke.
Burg Liebenstein wurde in ihrer vollen Größe wohl in den Jahren 1284 bis 1290 erbaut, eventuell diente sie vorher als Vorburg, fest steht jedenfalls, dass sie schon 1295 an die Ritter Siegfried Schenk von Sterrenberg und Ludwig von Sterrenberg verkauft wurde. Beide hatten ihren Sitz auf der Burg und nannten sich nun von Liebenstein. Im Jahre 1340 teilten sich, Folge diverser Erbteilungen, zehn Parteien den Besitz der Burg. Diese sogenannten Ganerben mussten untereinander den Besitz an Gebäuden und die Form des Zusammenlebens regeln, jeder errichtete natürlich in seinem Burgbezirk Wehr- und Wohnbauten, es muss ein ziemliches Durcheinander geherrscht haben. Die Streitmauer kann damit zu tun haben, stammt aber wahrscheinlich aus der Zeit, als Sterrenberg an Kurtrier kam.
Als das Geschlecht von Liebenstein im Jahre 1637 ausstarb, war die Burg bereits verlassen, man war in das komfortablere Liebeneck bei Osterspai gezogen. Das Lehen wanderte an den Mainzer Kurkanzler Gerhard Freiherr von Waldenburg, der somit Besitzer einer inzwischen verfallenen Burg wird. Seit 1793 ist Liebenstein im Besitz der Freiherren von Preuschen.
Interessant sind heute der 17 Meter hohe gotische Wohnturm, er hatte einmal sieben Geschosse, der Bergfried mit seinen 15 Metern Seitenlänge und das Hofhaus aus dem 17./18. Jahrhundert, in dem sich heute das Hotel-Restaurant befindet. Dort findet der Besucher Innen- und Außengastronomie in romantischem Umfeld.
Beide Burgen bieten natürlich einen herrlichen Ausblick, und sie vermitteln sehr direkt ein Gefühl für das, was wir Rheinromantik nennen. Man sollte sie zu Fuß erklimmen, der Aufstieg dauert bei gemütlicher Gangart etwa eine halbe Stunde, Zeit, die man sich nehmen sollte auf dem Weg zurück in die Geschichte.
Sportliche Betätigungsmöglichkeiten wie Tennis, Rheinsteigwandern und Angeln, sind gegeben, außerdem existiert ein Freibad.
(Textfassung aus »Der romantische Rhein« von Thomas Krämer, ©Rhein-Mosel-Verlag)
zurück zur Haupseite Kamp-Bornhofen