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Braubach
Das malerische Braubach wird unübersehbar dominiert von der Marksburg mit ihrem unverwechselbaren Bergfried. Hier wird noch viel deutlich von dem, was die rheinreisenden Dichter und Maler so begeistert hat.
Auch Braubach war ursprünglich ein Römerkastell, das an die Ausläufer des Taunus stieß. Zahlreiche Bodenfunde reichen aber bis in die Bronzezeit zurück. Die erste urkundliche Erwähnung lässt sich auf die Jahre 691/92 datieren, als der Merowinger Helmgar der Basilika St. Kassius und Florentius, der heutigen Münsterkirche in Bonn, einen Weingarten mit Hof im Dorf Braubach zum Geschenk machte. 1276 erhielt Braubach die Stadtrechte. Noch heute ist hier die Geschichte gegenwärtig, im wahrsten Sinne des Wortes mit Händen zu greifen. Teile der alten Stadtmauer mit ihren Türmen sind erhalten, dazu die Fachwerkbauten im historischen Stadtkern. Schon seit Urzeiten, beurkundet ab 1301 werden hier Blei und Silber gefördert, Quelle des Reichtums für die Grafen von Katzenelnbogen und damit für den Ort. Prominentester Braubacher war und bleibt der Kammersänger Heinrich Schlusnus, am 6. August 1888 geboren. Bis heute gilt der Bariton als einer der bedeutendsten Interpreten vor allem des Kunstliedes. Er verstarb am 19. Juni 1952.
Die St. Martinskirche ist die älteste Kirche von Braubach und wurde im Jahre 1242 ihrem jetzigen Schutzpatron geweiht. Sie liegt geschützt im Bergsattel zwischen der Marksburg und den nach Süden weiterreichenden Berghöhen. Erwähnt wurde sie erstmals um das Jahr 1000 als eine der Kirchen des Stifts St. Kastor zu Koblenz. Das romanische Schiff mit dem gotischen Chor beherbergt die Ausstattung des 16. Jahrhunderts. Besonderes Augenmerk verdienen die Fresken der Gewölbe. Das Areal um die Kirche wird als Friedhof genutzt, auf dem bis 1246 Gericht gehalten wurde und bietet eine wundervolle Aussicht über den Rhein.
Braubach hat zahlreiche, bedeutende Fachwerkbauten, so in der Brunnenstraße, der Unter- und Obermarktstraße. Es lohnt sich, auf Entdeckungstour zu gehen. In der Friedrichstraße steht noch der Pankgrafenturm, ein aus dem späten 13. Jahrhundert stammender Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung.
Um 1300 wurde die St.-Barbara-Kirche erbaut, zusammen mit der Stadtmauer. Der wuchtige Kirchturm war zugleich Eckturm der Befestigung. Die Kirche dient heute als evangelisches Gemeindezentrum und wird gelegentlich für Gottesdienste genutzt. Die Markuskirche wurde 1899 errichtet, der Turm stürzte aber ein und beschädigte dabei auch die Kirche, das Gebäude musste erneuert werden und konnte erst 1901 geweiht werden. Sehenswert hier sind die Glasfenster. Vom Marktplatz aus nach Süden, der Schlossstraße folgend, findet man die Reste der Phillipsburg, erbaut 1567–71 unter Landgraf Philipp II. von Hessen-Rheinfels. Die mittelalterlichen Burgen waren als Wohnstatt nicht mehr zeitgemäß, daher entstand diese Anlage mit ihren drei Flügeln. Sie diente vorwiegend als Witwensitz. Seit 1823 in Privatbesitz, musste sie einiges erdulden, so den Abriss großer Teile für den Bau der Eisenbahn. Dennoch, die beiden Torgebäude mit ihrem Fachwerk, der Ostflügel und der Marstall überstanden die neue Zeit, die Keller dienen den Winzern von Braubach.
Alles bestimmender Höhepunkt aber ist natürlich die Marksburg, früher schlicht Burg Brubach. Ihre herrliche Lage 150 m über dem Rhein macht die einzige nie zerstörte mittelalterliche Höhenburg am Mittelrhein zum Wahrzeichen. Sie ist folglich eine der meist besuchten Burgen am Rhein. Errichtet wurde sie um 1200, 1231 zum ersten Male erwähnt. Zu den wechselnden Besitzern gehörten die Grafengeschlechter Eppstein, Katzenelnbogen und die hessischen Landgrafen. Jeder hinterließ einige Bauabschnitte. Erst im 16. Jahrhundert tauchte der Name Marksburg oder auch Markusburg auf, nach dem Schutzpatron der Burgkapelle.
Der spätromanische Palas, der Kapellenturm auf der Südspitze des Felsens und der älteste Teil des Bergfrieds verdankt sich den Eppsteinern, doch schon 1283 ging die Burg an die Grafen von Katzenelnbogen. Sie gaben der Marksburg ihr heutiges Erscheinungsbild. Sie erbauten den quadratischen Bergfried mit dem typischen, runden »Butterfass-Aufsatz«. Ebenso wurde die Befestigung ausgebaut und verstärkt und der Saalbau errichtet. Im Jahre 1479 trat Landgraf Heinrich III. nach dem Aussterben der Familie das Erbe an. Sein Nachfolger Landgraf Philipp II. zog im Jahre 1568 dann in seine eigene Burg im Tal, ließ aber zum Schutz der Bevölkerung die große Batterie mit 8 mächtigen Geschützen auf der Marksburg anlegen. Dennoch, die Kriege nahmen keine Rücksicht mehr auf Burgen, sie fing allmählich an, zu verfallen. Da im Jahre 1705 ein Brand Teile des romanischen Palas und andere Bauten zerstörte, wurde notdürftig ein Neubau aus Fachwerk und auf der Rheinseite der sogenannte Rheinbau errichtet. 1803 gelangte Braubach samt Burg an das Herzogtum Nassau und im Jahre 1866 schließlich an Preußen. Mit der Zustimmung von Kaiser Wilhelm II. ging im Jahre 1900 die Marksburg für 1000 Mark in den Besitz der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen – später Deutsche Burgenvereinigung – über, die hier ihren Hauptsitz hat. Nach einer vorbildlichen Restaurierung durch Bodo Ebhardt wurde die Burg 1945 von amerikanischer Artillerie beschossen und beschädigt, aber davon ist heute nichts mehr zu sehen. Touristen aus aller Welt tauchen hier ein in ein erlebbares Mittelalter. Und es gibt wahrlich viel zu sehen. Eine bemerkenswert anschauliche Sammlung von Waffen und Rüstungen, aber auch ein zutiefst friedlicher, mittelalterlicher Kräutergarten, alte und erneuerte Wandmalereien und Möbel, und in der herrlichen Küche kann man sogar Feste feiern. Tipp: Die »Marksburgbahn« erspart mit ihren Traktoren-PS auf nette Weise den Aufstieg.
All dieses Sehenswerte ist eingebettet in ein reichhaltiges Kulturprogramm vor Ort, und auch die historischen Gaststätten Braubachs lohnen eine eingehende Erkundung. (Eine besondere Adresse ist dabei der »Eck-Fritz«, 1597 als Bauernschänke erbaut.)
(Textfassung aus »Der romantische Rhein« von Thomas Krämer, ©Rhein-Mosel-Verlag)
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