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Bad Breisig
Wie Perlen auf der Schnur der Bundesstraße reihen sich hier interessante Ortschaften hintereinander. Bad Breisig gehört definitiv dazu. Es gibt viel zu entdecken, nicht nur Baudenkmäler, sondern auch interessante Antiquitätengeschäfte und ein besonderes Flair.
Auch der Name Breisig ist keltischen Ursprungs. In römischer Zeit bewachte »Brisiacum« die vom Vinxtbach gebildete Grenze zwischen Nieder- und Obergermanien.
Das frühere »Breisiger Ländchen« ging durch Schenkung an das Stift der Essener Äbtissin Mathilde über, wo es bis zum Einmarsch der französischen Revolutionstruppen im Jahre 1794 verblieb. Diese Zugehörigkeit verhalf Breisig sehr früh zu einer fast städtischen Bedeutung und zum Aufschwung von Handel und Gewerbe. Unter der Fürstäbtissin Berta von Arnsberg erfolgte gegen 1280 eine Befestigung der Ortes mit Graben und Ringmauer. 1362 schloss Breisig zum Schutz seines Ortes mit der Stadt Andernach eine Bürgergemeinschaft. Im Jahre 1374 erhielt Breisig von Kaiser Karl IV. die Marktrechte.
Bereits 1877 wurde ein Verschönerungsverein mit dem Ziel gegründet, Breisig als Luftkurort zu etablieren. Aber erst die Erbohrung der Thermalsprudel machte Breisig zu einem Fremdenverkehrsort und Heilbad. Thermalbäder und medizinische Anwendungen gegen rheumatische Erkrankungen, Herz- und Kreislaufstörungen, Stoffwechsel- und Nierenerkrankungen werden durch diese drei 28–30° C warmen Thermalsprudel ermöglicht.
Am 8. Juni 1969 wurde aus Bad Niederbreisig, Oberbreisig und Rheineck die neue Gemeinde Bad Breisig gegründet, die am 2. Mai 1970 zur Stadt ernannt wurde.
Auch hier etwas Literaturgeschichte: der Arbeiterdichter Max Barthel (1893–1975) liegt hier begraben. Aus der sozialistischen Jugendbewegung kommend, veröffentlichte Barthel als Infanterist an der Westfront 1916 seinen ersten pazifistischen Gedichtband »Verse aus den Ardennen«. Nach dem Krieg trat er in Stuttgart der KPD bei, war 1919 aufgrund seiner Teilnahme am Spartakusaufstand einige Zeit in Haft und machte sich in Berlin einen Namen mit klassenkämpferischer Arbeiterlyrik. 1923 trat er aus der KPD aus und wandelte sich nach 1933 zum Barden für die Nazis. Er starb 1975 in Waldbröl.
Sehenswert, leider aber nicht zu besichtigen ist Burg Rheineck. Als pfalzgräfliche Höhenburg um 1115 bei der Mündung des Vinxtbaches errichtet, sicherte sie die Grenze zwischen den Erzbistümern Trier und Köln. 1151 zerstört, wurde sie 1164 unter Rainald von Dassel kölnisch. Aus dieser Zeit stammen noch Teile der Ringmauer und des Bergfrieds. 1689 fiel auch Rheineck den Franzosen zum Opfer, drei Jahre später wurden die Reste eingeebnet. Der Neubau von 1718 brannte 1785 nieder. 1832 wurde die Ruine von Moritz August von Bethmann Hollweg, dem Großvater des späteren Reichskanzlers, erworben und großzügig neu errichtet. Dafür engagierte er den Koblenzer Architekten Johann Claudius von Lassaulx. Dieser entwarf einen spätromanischen Wohnbau mit drei Flügeln, die oktogonale Torkapelle (ursprünglich um 1200) wurde von Edward von Steinle 1837–1840 im Stil der Nazarener ausgemalt. Von Rheineck aus besteht eine fantastische Aussicht, man kann Herrn Bethmann Hollweg gut verstehen.
Bemerkenswert ist die Barockkirche St. Mariae Himmelfahrt aus dem frühen 18. Jahrhundert mit ihrer gut erhaltenen Ausstattung. Ganz in der Nähe liegt der Templerhof, heute ein Restaurant, an der Stelle eines Vorgängerbaues des 13. Jahrhunderts 1657 von den Johannitern errichtet. Weiter sehenswert sind das alte Zollhaus aus dem 15. Jahrhundert mit seinen Hochwassermarken und das Schultheißenhaus von 1670 in der Biergasse. Das Puppenmuseum im alten Rathaus gleich an der Bundesstraße zeigt ca. 400 Puppen aus der 2. Hälfte des 19. Jh.
Nur wenige Schritte entfernt liegt das Ikonenmuseum in der Villa Solitude am Kurpark. Es zeigt eine private Sammlung von Ikonen und sakralen Gegenständen aus Äthiopien, Griechenland, Jugoslawien, Bulgarien, Rumänien und Russland. Das Museum ist bis Oktober täglich außer montags von 14 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags zusätzlich von 10 bis 12 Uhr geöffnet, jeden Samstag erwartet die Besucher eine Videovorführung zum Thema »Einführung in die Welt der Ikonen«. Der Eintritt ist frei, Gruppenführungen nach Vereinbarung, Telefon 02633/471695. Auf dem alten Friedhof überrascht ein Jugendstil-Mausoleum, das ein Fabrikant 1911/12 für seine jung verstorbene Tochter errichten ließ. Unbedingt anschauen sollte man sich die Pfarrkirche St. Viktor in Oberbreisig. Der spätromanische Bau enthält schöne Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert. Die eisenzeitliche Fliehburg »Auf dem Hahn« aus dem 6. bis 2. Jahrhundert vor Christus ist der Anlage Reutersley vergleichbar.
Man kann eine Menge tun in Breisig. Neben den Kurangeboten lockt die schöne Uferpromenade zu Spaziergängen, man kann in die Luft gehen (Segel- und Motorfliegen) am Flugplatz Mönchsheide mit dem Planwagen fahren, Rad-Wandern das Schiff nehmen, Saunen, und am Ortsausgang bietet der Märchenwald am Kesselberg nicht nur für Kinder märchenhafte Unterhaltung.
(Textfassung aus »Der romantische Rhein« von Thomas Krämer, ©Rhein-Mosel-Verlag)